Kardinal Marx: Kirche muss missionarisch sein
Archivmeldung vom 03.09.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKardinal Marx hat dazu aufgerufen, den Wandel der katholischen Kirche voranzutreiben und nach wachsendem Einfluss zu streben. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, "dass wir als Kirche missionarisch sein müssen". Er räumte ein, dass die Christen in Deutschland weniger würden. Nicht aber sinke die Bedeutung der beiden großen Kirchen. "Wir haben eine unersetzbare Aufgabe, eine Sendung in dieser und für diese Gesellschaft", sagte der Kardinal.
Marx äußerte sich anlässlich des 25-jährigen Weihjubiläums des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode. Der Geistliche habe beim Wandel in der katholischen Kirche entscheidende Impulse gesetzt, lobte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Im Bistum Osnabrück habe es beispielsweise die erste Frau als Leiterin des Seelsorgeamtes gegeben; "viele Bistümer machen das mittlerweile ähnlich".
Zurückhaltend äußerte sich Marx auf die Frage, ob auch das Osnabrücker Modell, Frauen ehrenamtlich in der Gemeindeleitung einzubinden ("Kirche der Beteiligung") Vorbild für ganz Deutschland sein könne. "Bischof Bode geht da einen mutigen Weg", sagte der Kardinal. Jedes Bistum müsse aber selbst entscheiden und begründen, ob dieser für ihn richtig sei. "Da gibt es kein generelles Rezept."
Die Laienbewegung "Wir sind Kirche" zeigte sich angesichts desWeihejubiläums enttäuscht von den Reformbemühungen der Bischöfe. Sprecher Christian Weisner sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag), "2008 und auch 2013 gehörte Bode zu den Kandidaten für das Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Dass er nicht gewählt wurde, zeigt, dass sein pastoraler und dialogorientierter Kurs leider nur von einer Minderheit der deutschen Bischöfe unterstützt wird." Umso mehr sei es zu begrüßen, dass Bode immer wieder mit deutlichen Worten mehr Einfluss von Frauen verlange und sich auch dafür ausspreche, die Rolle der Priester und des Diakonats in der katholischen Kirche neu zu überdenken. "Verantwortung muss nicht an Weihe gebunden sein", zitierte Weisner den Bischof.
Auch an anderer Stelle zeigen Weisner zufolge die "enttäuschenden Ergebnisse" von Reformprozessen, "dass sich - anders als Bode - die Mehrheit der deutschen Bischöfe trotz der vielfältigen Impulse und Appelle von Papst Franziskus immer noch eher reformresistent zeigt". Im Bistum Osnabrück herrsche dagegen ein vergleichsweise offenes Klima. Der "Wir sind Kirche"-Sprecher lobte außerdem Bodes Mut, "nach Bekanntwerden der jahrelang vertuschten sexualisierten Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen als erster katholischer Bischof in Deutschland in einem Bußgottesdienst ein Schuldbekenntnis für Missbrauchsfälle in der Kirche abgelegt zu haben".
Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) äußerte sich positiv. Vizepräsidentin Karin Kortmann - ehemals Vorsitzende des Bundes der katholischen Jugend - erklärte, Bode habe es als Jugendbischof "mit Bravour" gemeistert, Brückenbauer zwischen Jugendinteressen und Bischofskonferenz gewesen zu sein. Im ZdK habe sie Bode als Wegbereiter in der Zeit einer schwierigen pastoralen Neuaufstellung erlebt. "Die gemeinsame Verantwortung von Priestern und Laien, die Stärkung synodaler Gremien, neue Herausforderungen in der Gemeindearbeit, die Stärkung der Dienste für Frauen, all das und noch viel mehr, wäre ohne das theologische Knowhow, die Weitsichtigkeit und das gute Gespür, wie sich der Hirtendienst in einer Moderne neu aufstellen muss, ohne Bischof Bode nicht zustande gekommen", sagte Kortmann.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)