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Ex-UN-Beauftragter: Deutschen Soldaten wissen zu wenig über Afghanistan

Archivmeldung vom 03.04.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.04.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Szenen aus dem Einwohnermeldeamt, welches mit Mitteln des Auswärtigen Amtes neues Inventar bekommen hat. Bild: Bundeswehr/Stollberg/Martin Stollberg
Szenen aus dem Einwohnermeldeamt, welches mit Mitteln des Auswärtigen Amtes neues Inventar bekommen hat. Bild: Bundeswehr/Stollberg/Martin Stollberg

Der ehemalige UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan und heutige Grünen-Bundestagsabgeordnete, Tom Koenigs, führt den tödlichen Nato-Luftschlag in Kundus vom September vergangenen Jahres unter anderem auf mangelnde Landeskenntnis der deutschen Soldaten zurück. So seien die Soldaten meist nur vergleichsweise kurze Zeit in Afghanistan und hätten daher "wenig Zugang zur Bevölkerung", sagte Koenigs der in Chemnitz erscheinenden "Freien Presse".

Koenigs betonte, das fehlende Wissen über das Land führe dazu, dass die Soldaten "den afghanischen Alltag falsch einschätzen." So leuchte in Bezug auf den Luftangriff nicht ein, "wie man auf die Idee kommt, dass an den Tanklastern Stunden später keine Zivilisten, sondern nur Taliban herumstehen sollten. Das zeugt davon, dass die Bundeswehrsoldaten wenig über die Realität in Afghanistan wissen", so Koenigs. Wenn sich dort etwas ereigne wie die Entführung von zwei Tanklastern, "strömen immer Menschen zusammen, auch Kinder, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das hätte man wissen können", kritisierte er.   Bei dem Luftschlag am 4. September 2009 waren bis zu 142 Menschen ums Leben gekommen, darunter auch Zivilisten.

Koenigs, der für die Grünen im Kundus-Untersuchungsausschuss sitzt, warf der schwarz-gelbe Bundesregierung zugleich mangelnden Kooperation bei der Aufklärung des Luftangriffs vor. "Anders als von der Regierung versprochen, wird nicht alles getan, um rasch aufzuklären", kritisierte Koenigs. So erhalte der Ausschuss "die nötigen Unterlagen nur sehr langsam". Zudem versuchten die Regierungsfraktionen von Union und FDP "mit allen Mitteln, die Untersuchungen in die Länge zu ziehen".

Quelle: Freie Presse (Chemnitz)

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