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Manipulationen bei ADAC-Wahl "Gelber Engel" bestätigt

Archivmeldung vom 10.02.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.02.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
ADAC-Hochhaus, Hansastraße, München
ADAC-Hochhaus, Hansastraße, München

Foto: Rufus46
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Manipulationen bei der ADAC-Leserwahl zum "Gelben Engel" sind offiziell bestätigt. Die Reihenfolge der zur Abstimmung gestellten Fahrzeuge stimme nicht nicht mit den auf der Preisverleihung vorgestellten Ergebnissen überein, teilte der ADAC selbst am Montagnachmittag unter Berufung auf einen Bericht des Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte mit. Gründe für die falschen Ergebnisse seien sowohl vorsätzliche Veränderungen als auch eine technisch fehlerhafte Verarbeitung der Daten.

"Unsere Untersuchungen haben Prozessschwächen, Fehler in der Datenverarbeitung sowie Manipulationen bei der Wahl zum `Lieblingsauto 2014` offenbart", sagte Frank Marzluf von Deloitte. Der ehemalige ADAC-Kommunikationschef habe demnach auf seinem PC verschiedene Szenarien simuliert, bei denen sowohl die Stimmenzahl als auch die Zuordnung der Stimmen zu den einzelnen Modellen willkürlich verändert wurden. "Die Simulationen erfolgten auf unvollständigen Zahlen."

Nach Auswertung von Deloitte wurden insgesamt 45.202 Stimmen abgegeben. 3.271 Stimmen fielen auf den VW Golf, 1.703 Stimmen auf den BMW 3er, 1.664 Stimmen auf den Audi A 3, 1.320 Stimmen auf die Mercedes A-Klasse und 1.184 Stimmen auf den Skoda Octavia. Zudem gibt es laut Deloitte klare Anhaltspunkte dafür, dass ähnliche Veränderungen auch in den Vorjahren vorgenommen worden sind. "Es gibt eindeutige Hinweise darauf, dass die Vorgehensweise bei der Ermittlung des `Lieblingsautos` in den vergangenen Jahren ähnlich abgelaufen ist. Endgültige Aussagen können wir aber erst treffen, wenn unsere Untersuchungen der Vorjahre abgeschlossen sind", so Marzluf. Die Prüfergebnisse der Wahl zum "Lieblingsauto" in den Jahren 2005 bis 2013 werden voraussichtlich nächste Woche vorgestellt. In Abhängigkeit von den weiteren Ergebnissen der Deloitte-Untersuchung werden rechtliche Schritte gegen den ehemaligen Kommunikationschef des ADAC vorbereitet, teilte der Autoclub mit.

Deloitte hatte im Rahmen der Untersuchungen 24 Interviews durchgeführt, 69.000! Dateien von IT-Geräten wiederhergestellt, aufbereitet und systematisch ausgewertet. Anhand der gesamten elektronischen Daten haben Datenbankexperten eine vollständige, neue Auszählung der Online-Stimmen vorgenommen und auf dieser Basis das korrekte Wahlergebnis ermittelt.

"Die Manipulationen bei der Leserwahl zum `Lieblingsauto 2014` sind ein schwerer Schlag für den gesamten ADAC. Wir sind fassungslos, dass dies in unserem Haus passieren konnte", sagte Karl Obermair, Vorsitzender der ADAC-Geschäftsführung. "Wir verstehen den Unmut der Automobilhersteller und der Öffentlichkeit und bedauern zutiefst, dass wir mit den jetzt bewiesenen Manipulationen sehr viel Vertrauen verloren haben. Dafür möchten wir uns bei unseren Mitgliedern, den ADAC Mitarbeitern sowie den betroffenen Automobilherstellern in aller Form entschuldigen. Die Auszeichnung `Gelber Engel` wird es in Zukunft definitiv nicht mehr geben", so Obermair weiter. "Deloitte wird die Wahl zum `Lieblingsauto` von 2005 bis 2013 sowie die übrigen `Gelber Engel`-Kategorien seit 2005 - wie öffentlich angekündigt - lückenlos analysieren."

Bereits am Mittag hatte ADAC-Präsident Peter Meyer mit sofortiger Wirkung sein Amt niedergelegt. Meyer wolle nicht länger für "Fehler und Manipulationen von hauptamtlichen Führungskräften" alleine verantwortlich gemacht werden, hieß es in einer Mitteilung. Die in den letzten Tagen erfahrenen "Angriffe und Diffamierungen" seiner Person belasteten nicht nur den ADAC, sondern auch seine Familie. Unterdessen teilte die Daimler AG mit, sämtliche "Gelbe Engel"-Auszeichnungen des ADAC der vergangenen Jahre zurückzugeben. "Publikumspreise sind für Daimler grundsätzlich von hoher Bedeutung, da sie unmittelbar die Meinung der Öffentlichkeit widerspiegeln. Unabdingbare Voraussetzung hierfür ist, dass die Leserwahlen korrekt durchgeführt werden", so Daimler in einer Mitteilung.

Daimler gibt "Gelbe Engel" zurück

Die Daimler AG gibt sämtliche "Gelbe Engel"-Auszeichnungen des ADAC der vergangenen Jahre zurück. Das teilte der Automobilkonzern am Montagnachmittag mit. Wenige Minuten zuvor hatte der ADAC selbst öffentlich gemacht, dass nicht nur - wie bislang schon bekannt - die Anzahl der abgegebenen Stimmen nach oben manipuliert wurde, sondern, dass auch die Reihenfolge der platzierten Fahrzeuge fehlerhaft war. "Publikumspreise sind für Daimler grundsätzlich von hoher Bedeutung, da sie unmittelbar die Meinung der Öffentlichkeit widerspiegeln. Unabdingbare Voraussetzung hierfür ist, dass die Leserwahlen korrekt durchgeführt werden", so Daimler in einer Mitteilung.

Nach Meyer-Rücktritt: Autoexperten fordern weitere Konsequenzen beim ADAC

Die beiden Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center for Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen, und Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive in Bergisch Gladbach, begrüßen den Rücktritt von ADAC-Präsident Peter Meyer und fordern im Gespräch mit der "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe) weitere personelle Konsequenzen beim ADAC. "Ein Neuanfang ist für den ADAC nun endlich möglich", sagte Dudenhöffer. Bratzel sagte der Zeitung, dass nach dem Rücktritt von Präsident Meyer "ein neuer Start für den ADAC und eine grundlegende Reform leichter möglich" sei. "Aber auch in der Geschäftsführung muss sich jeder Verantwortliche fragen, ob er glaubhaft für einen Neuanfang stehen kann."

Stellungnahme des ehemaligen ADAC Präsidenten Peter Meyer

Wer die Pressemitteilung von heute Mittag (13:00 Uhr) gelesen hat, erkennt, dass Peter Meyer nicht die politische Verantwortung für die zahlreichen Vorwürfe die in den vergangenen Wochen gegen den Verein erhoben wurden übernommen hat. Dies wäre eine einseitige Darstellung, denn das ADAC Präsidium entscheidet als Gremium stets gemeinsam und mehrheitlich.

Vielmehr hat Peter Meyer seinen ehemaligen Präsidiumsmitgliedern anheimgestellt, dass eine gesamtverantwortliche Reaktion und Demission des Präsidiums sicherlich ein wichtiges und besseres Signal gewesen wäre.

Ein Suspendierungsverfahren kann gemäß ADAC Satzung (§ 14 Abs. 4) nur auf Antrag des Generalsyndikus vom Präsidium beschlossen werden. Ein solcher Antrag wurde nicht gestellt. Insofern ist diese Mitteilung unrichtig.

In der Satzung des ADAC (§ 13 Abs. 5) ist geregelt: Das Präsidium legt die Grundsätze der Kommunikation (Außenwirkung) und Werbung fest. Nicht der Präsident. Alle Entscheidungen zur Kommunikation und Außenwirkung sind daher stets Gremienentscheidungen des Präsidiums und nicht Einzelentscheidungen eines Präsidiumsmitgliedes oder des Präsidenten.

Quelle: dts Nachrichtenagentur / ADAC (ots)

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