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Vizeweltmeister Vincent Keymer über Betrug im Schach: "Ich befürchte, wir haben noch gar keine Vorstellung davon, welche Mittel und Wege es da geben könnte"

Archivmeldung vom 04.01.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.01.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith
Vincent Keymer
Vincent Keymer

Foto: Urheber
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der 18-jährige Vizeweltmeister im Schnellschach, Vincent Keymer, fordert einen verantwortungsvollen Umgang mit Betrugsfällen in seiner Sportart: "Das Thema beschäftigt die ganze Schachwelt", sagt der Profi aus Saulheim bei Mainz in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT. "Es ist ein ernstes Problem. Unter sehr guten Spielern kann ein winziger Hinweis während einer Partie einen großen Unterschied bedeuten. Es gibt Sachen, die man als Mensch am Brett nicht sieht. Und wenn man da plötzlich einen Hinweis kriegt, ist das irrsinnig viel wert." Leider seien die Möglichkeiten zu betrügen noch relativ unbekannt. Deshalb gebe es auch noch keine wirklichen Gegenmaßnahmen. Auf welche Weise betrogen würde, wisse er nicht. "Ich befürchte, wir haben noch gar keine Vorstellung davon, welche Mittel und Wege es da geben könnte", so Keymer. Es sei an der Zeit, sich zu überlegen, was man tun könne: "Das wäre eine Aufgabe für Verbände, Turnierveranstalter, Schachplattformen und natürlich den Weltschachverband."

Zuletzt machte Schach wegen schwerer Betrugsvorwürfe Schlagzeilen. Der amtierende Weltmeister Magnus Carlsen behauptete, der Amerikaner Hans Moke Niemann habe sich in Partien Computerhilfe geholt. Beweise blieb er schuldig. Niemann hat ihn auf 100 Millionen Dollar Schadensersatz wegen Rufschädigung verklagt. Die Sache ist bisher ungeklärt. Keymer, der bei der Schach-WM in Kasachstan in der vergangenen Woche nur einen halben Punkt weniger als Magnus Carlsen erzielte, sagt, er wolle sich nicht vorstellen, dass auf dem Niveau der Spitzengroßmeister viel betrogen werde. "Wir haben ja sehr viel Zeit investiert, um so gut zu werden. Aber sicher weiß ich das natürlich nicht. Wenn man das Gefühl hat, betrogen zu werden, kann man sich nicht mehr konzentrieren und keine normale Partie mehr spielen."

Keymer sagt, es habe ihm Selbstvertrauen verliehen, gegen die besten Spieler der Welt so gut gepunktet zu haben. "Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dem Traum, einmal Weltmeister zu werden, so schnell näher zu kommen." Allerdings habe er noch "nicht das Gefühl, dass ich besser nicht mehr werden kann."

Quelle: DIE ZEIT (ots)

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