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Sechs Minuten vor Weltuntergang

Archivmeldung vom 16.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Titelseite der Bulletin of Atomic Scientists zur Weltuntergangsuhr
Titelseite der Bulletin of Atomic Scientists zur Weltuntergangsuhr

Die Gefahren eines atomaren Weltuntergangs sind nach wie vor groß. Diese Einschätzung teilt die Ärzteorganisation IPPNW mit den Wissenschaftlern des Bulletin of the Atomic Scientists (BAS). Ankündigungen zur Abrüstung würden Taten nicht ersetzen. Die sogenannte Doomsday Clock (zu Deutsch: Atomzeituhr oder Weltuntergangsuhr) war gestern um eine Minute auf sechs Minuten vor Zwölf zurückgestellt worden. Seit 2007 standen die Zeiger auf fünf Minuten vor Weltuntergang.

Die Wissenschaftler begründen die minimale Bewegung der Uhr einerseits mit der anhaltenden nuklearen Drohung und der Gefahr für das Klima. Auf der anderen Seite bestehe ein neuer politischer Wille diese Gefahren abzuwenden. Auf Nachfrage der IPPNW-Abrüstungsexpertin Xanthe Hall bei der Pressekonferenz in Washington werteten die Wissenschaftler einen möglichen Abzug der US-Atomwaffen aus Europa als positives Signal für die globale Abrüstung. „Ein Abzug der Atomwaffen aus Europa wäre ein Beitrag zum Weltfrieden sowie zu einer nuklearwaffenfreien Welt“, erklärte Jayantha Dhanapala, Präsident der Pugwash-Wissenschaftlerbewegung und BAS-Vorstandsmitglied. Professor Pervez Hoodbhuoy, pakistanischer Physiker und ebenfalls Vorstandsmitglied des Bulletin of Atomic Scientists, betonte zudem die „demonstrative Wirkung“ eines Abzugs der US-Atomwaffen aus Europa auf andere bisher atomwaffenfreie Staaten. „Je weniger Atomwaffen, desto weniger Anreiz für Staaten, sie zu erwerben“, so Hoodbhouy.

In seiner Rede begründete Jayantha Dhanapala, ehem. stellvertretender UN-Generalsekretär für Abrüstung, die Umstellung der Uhr um nur eine Minute: „Eine hauchdünne Hoffnung ersetzt nicht den realen Erfolg“. Von den mehr als 23.000 Atomwaffen weltweit stünden über 8.000 Atomwaffen in höchster Alarmbereitschaft. Wenn nur ein Drittel der heutigen Arsenale zum Einsatz käme, würde ein katastrophaler Klimawandel globalen Ausmaßes ausgelöst werden. Geschätzte 90 Milliarden US-Dollar würden für Atomwaffenprogramme ausgegeben. Mit nur 40 bis 60 Billiarden US-Dollar könnte man die Milleniums-Entwicklungsziele bis 2015 umsetzen.

Jayantha Dhanapala unterstützt die von der IPPNW mit initiierte Nuklearwaffenkonvention, einen Vertrag über das Verbot und die Abschaffung dieser Massenvernichtungswaffen. Sie sei Bestandteil des 5-Punkte-Plans des UN-Generalsekretärs.

Weltuntergangsuhr

Die Weltuntergangsuhr ist eine symbolische Uhr, welche die Zeitschrift »Bulletin of the Atomic Scientists« verwendet, um der Öffentlichkeit zu verdeutlichen, wie groß - nach Meinung der Wissenschaftler - das derzeitige Risiko eines Atomkrieges ist. Sie spielt auf die Metapher an, es sei »fünf Minuten vor zwölf«, sprichwörtlich für wenn ein äußerst nachteiliges Ereignis unmittelbar droht.

1947 wurde die Atomkriegsuhr mit der Zeigerstellung sieben Minuten vor zwölf gestartet und seither in Abhängigkeit von der Weltlage vor- oder zurückgestellt.
Am knappsten vor einem Atomkrieg stand die Welt, jeweils nach Meinung der Wissenschaftlervereinigung, zwischen 1953 und 1960, als die Uhr bei zwei Minuten vor zwölf stand. Am weitesten entfernt von einer nuklearen Auseinandersetzung schien die Erde zwischen 1991 und 1995, als es siebzehn Minuten vor zwölf Uhr war.

Die letzte Entspannung gab es 1991, als die Uhr von zehn vor auf siebzehn vor gestellt wurde. Seither wurde die Weltlage viermal (1995, 1998, 2002 und 2007) als bedrohlicher werdend eingeschätzt. Am 14. Januar 2010 wurde die Uhr um eine Minute auf sechs Minuten vor Mitternacht gestellt.

Quelle: IPPNW - Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges e.V.

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