PayPal zensiert Onlinehandel
Archivmeldung vom 08.12.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Online-Bezahldienst PayPal hat mit einem Imageproblem zu kämpfen. Die eBay-Tochterfirma hat verschiedenen Unternehmen die Zusammenarbeit gekündigt. Kürzlich wurde sogar Spendenaktionen die Unterstützung entzogen. Die Gründe für das Beenden der Kooperationen reichen von zu großen Kontobewegungen über erotische Inhalte bis hin zu US-Handelsembargos.
Obwohl einige der Maßnahmen nur temporär waren, entstehen wirtschaftliche Schäden durch die Marktmacht von PayPal. "PayPal ist beinahe schon ein Monopolist, zumindest was Europa und die USA angeht", sagt Thomas Lang, Geschäftsführer von carpathia e-business.competence, gegenüber pressetext.
Verbessertes Image
Eigentlich hat sich das Image von PayPal in den vergangenen Jahren eher verbessert. "Vor einiger Zeit hatte das Unternehmen noch mit einem eher zweifelhaften Ruf zu kämpfen. Seit zwei bis drei Jahren legt die Akzeptanz aber extrem zu", sagt Lang. Trotzdem tauchen immer wieder Negativmeldungen über das Unternehmen in den Medien auf. Die Einstellung der Unterstützung von Wikileaks war einer der ersten Fälle, die hohe Wellen schlugen. In jüngerer Zeit machte das Unternehmen mit der Durchsetzung des US-Handelsembargos gegen Kuba Schlagzeilen. Händler, die Wahren von der Castro-Insel im Angebot hatten, waren zeitweise mit Kontosperren konfrontiert.
Kürzlich wurden mehrere Fälle bekannt, in denen PayPal kurzfristig Konten gesperrt hat. Zivity, ein soziales Netzwerk für Models, konnte nach jahrelanger Zusammenarbeit mit PayPal plötzlich nicht mehr auf den Bezahldienst bauen. Die Begründung: Zivity verstoße gegen die Unternehmensrichtlinien bezüglich obszöner Inhalte. Erst nach Medienberichten reagierte PayPal und stellte die Konten von Zivity wieder her. Auch die Open-Source Social-Media-Plattform Diaspora und regretsy.com bekamen Ärger. PayPal stellte für beide Webseiten den Service ein, weil durch Spendenaktionen zu viel Bewegung auf den Nutzerkonten war.
Großes Vertrauen
"Bei größeren Kontobewegungen schlagen Statistikprogramme an. Da muss PayPal wohl noch feinjustieren", sagt Lang. Die Häufung negativer Schlagzeilen hatte bisher kaum Einfluss auf das Geschäft von PayPal. "Die Firma ist bei den großen Händlern so etabliert, dass sich solche Meldungen kaum auswirken. Auf Kundenseite gibt es bisher wenige Alternativen, denen auch vertraut wird. PayPal hat das Image eines Treuhänders", erklärt Lang.
Möglichkeiten zur Bezahlung im Netz gibt es aber sehr wohl. PayPal belegt in der Gunst der deutschen Einkäufer im Internet momentan nur den sechsten Rang, wie eine Studie der Hochschule Niederrhein ergab. In Zukunft wird die Zahl der Bezahlsystemen im Internet noch stark anwachsen.
Heiß umkämpft
"Google und Amazon, die beide Ambitionen auf dem Gebiet der Bezahl-Services haben, sind ernstzunehmende Konkurenten für PayPal. Auch Facebook könnte künftig eine Rolle auf diesem Markt spielen. Zusätzliche Mitbewerber sind zu begrüßen", sagt Lang. Womit in Zukunft im Netz bezahlt wird, bleibt abzuwarten. Der Markt wird sich in Zukunft durch technologische Entwicklungen wie Smartphones und Near Field Communication drastisch verändern. Wer sich die Vorherrschaft sichert, ist noch offen. Es gibt Experten, die den Mobilfunkbetreibern gute Voraussetzungen bescheinigen.
Quelle: www.pressetext.com/Markus Keßler