Philosophie-Professoren fordern nach Singer-Ausladung von phil.Cologne Konsequenzen
Archivmeldung vom 03.06.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKöln. Philosophie-Professoren aus ganz Deutschland haben mit Protest auf die Ausladung des australischen Philosophen Peter Singer von dem Philosophie-Festival "phil.Cologne" reagiert. "Die Veranstalter haben Peter Singer aus rein opportunistischen und populistischen Gründen ausgeladen - aus Angst vor Konflikten und öffentlichen Protesten, die sich schon abzeichneten", schreiben die Verfasser einer Stellungnahme zur Ausladung Singers, die der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe) veröffentlicht.
Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem die Professoren Reinhard Merkel (Uni Hamburg, Mitglied im Deutschen Ethikrat), Thomas Grundmann (Uni Köln), Manfred Frank (Uni Tübingen), Wolfgang Spohn (Uni Konstanz) und Ulla Wessels (Uni Saarbrücken). Die Programmleitung der "phil.Cologne" hatte Singer nach einem Interview unter anderem mit kontroversen Äußerungen zum Thema Embryonenschutz und Präimplantationsdiagnostik ausgeladen. "Eine derart enge, weltanschaulich charakterisierte Einschränkung dessen, was Philosophie sein soll und verhandeln darf, verträgt sich aber nicht mit der sokratisch-aufklärerischen Tradition der westlichen Philosophie", heißt es weiter. Dass dies der leitende Geist eines großen Philosophiefestivals sein soll, sei ein Skandal. Auch wenn Singers Thesen umstritten seien, sei die intellektuelle Unbestechlichkeit und die Integrität von Peter Singer über jeden Zweifel erhaben. Anders als Peter Singer, der kontroversen Debatten in der Vergangenheit niemals aus dem Weg gegangen sei, waren die Veranstalter der "phil.Cologne" aus Sicht der Unterzeichner offenbar dazu bereit, dieses Verständnis von Philosophie leichtfertig und ohne Not preiszugeben. "Die Unterzeichner dieses Artikels halten das für eine schwerwiegende Fehlentscheidung, von der nicht zuletzt eine verheerende Signalwirkung für die philosophische Diskussionskultur in Deutschland ausgehen könnte. Damit hat sich die "phil.Cologne" selbst ad absurdum geführt. Die Veranstalter sollten jetzt den Mut haben, die nötigen Konsequenzen zu ziehen."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)