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Zollitsch: Flügelkämpfe innerhalb des Vatikan

Archivmeldung vom 16.02.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.02.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Robert Zollitsch Bild: Schwarzwälder at de.wikipedia
Robert Zollitsch Bild: Schwarzwälder at de.wikipedia

Nach Ansicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, waren die Flügelkämpfe innerhalb der Weltkirche die größte Belastung für das Ponifikat Papst Benedikts XVI. Zollitsch sagte "Bild am Sonntag": "Die katholische Kirche hat eine große, notwendige Bandbreite, aber es besteht die Gefahr, dass Flügel sich bekämpfen und die Einheit der Kirche nicht mehr im Mittelpunkt steht. Darunter hat Benedikt sehr gelitten, zumal der Pontifex als Brückenbauer die Aufgabe hat, für diese Einheit zu sorgen und die Kirche zusammen zu halten. Das war die große Last seines Pontifikats."

Nach den Worten Zollitschs waren die Machtspiele innerhalb des Vatikan aber nicht ausschlaggebend für den Rücktritt Benedikts: "Die Intrigen haben ihm zu schaffen gemacht, aber ich weiß, auch aus Gesprächen mit seinem Privatsekretär, dass sie nicht ausschlaggebend waren. Er hat schon im vergangenen Jahr, an seinem 85. Geburtstag, gesagt, dass die letzte Phase seines Lebens komme. Er hat gespürt, dass seine physischen Kräfte nachlassen."

Der Bischof von Trier, Stephan Ackermann, sieht die Ursachen für den Rücktritt Benedikts auch in den hohen Anforderungen des Amtes: "Vieles war für ihn kräftezehrend, und er hat von Anfang an sicher unter der Last des Amtes gelitten. Schon in seiner ersten Ansprache nach seiner Wahl hat er klar gemacht, dass er sich nicht nach dem Papst-Amt gedrängt hat. Er hat die Wahl als Fallbeil gesehen, hat sie aber als von Gott gesandt und von der Kirche übertragen angenommen."

Ackermann hält Benedikts Rücktritt für wichtige Zäsur: "Es ist ein Schritt in Richtung Moderne. Die Möglichkeit eines Rücktritts war bislang ja eher theoretisch. Dass sie Papst Benedikt jetzt in die Tat umgesetzt hat und damit sein Amt nur auf Zeit ausgeübt hat, zeigt eine neue Qualität."

Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sieht Benedikts Amtszeit als großes Pontifikat. Er sagte "Bild am Sonntag": "Die deutschen Katholiken können sehr dankbar sein, dass sie einen Landsmann auf dem Stuhl Petri erleben durften - und das ganz unmittelbar wie beispielsweise bei seinen Deutschland-Besuchen. Ich bin stolz darauf, dass wir einen Deutschen als Papst hatten und ich bin davon überzeugt, dass Benedikts Amtszeit in wenigen Jahren als großes Pontifikat bewertet wird."

Jesuitenpater: Papst-Rücktritt beispielgebendes Signal für gesamte Kirche

Der Jesuitenpater Klaus Mertes bewertet den Rücktritt von Papst Benedikt XVI. als beispielgebendes Signal für die gesamte Kirche. "Die Botschaft des Rücktritts ist Machtverzicht, Verzicht im Mittelpunkt zu stehen und wichtig zu sein", sagte der Leiter der katholischen Internatsschule St. Blasien und frühere Rektor des Berliner Canisius-Kollegs dem "Tagesspiegel" (Sonntagausgabe).

Daran könnten sich auch andere Kirchenfunktionäre ein Beispiel nehmen. "Wer nah bei den Machtlosen sein will, muss erst mal selbst auf Macht verzichten", sagte Mertes. Benedikt habe damit einen "Gegenakzent" gesetzt zur Tendenz in der katholischen Kirche "Amt und Person symbiotisch zu vereinen" und sich auf den Papst zu fixieren. "Der Papst ist nicht der Inbegriff des Christlichen", sagte der Theologe. "Die Fixierung auf den Papst ist eine Verengung, eine Verfremdung des Christentums."

Erzbischof Zollitsch wünscht sich mehr Katholiken im Kabinett

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat verstimmt auf den schwindenden Einfluss von Katholiken in der Bundespolitik reagiert und erklärt, dass er sich mehr Katholiken im Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wünschen würde.

"Das Bundeskabinett ist keinem religiösen Proporz verpflichtet", sagte Zollitsch dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Es stände der CDU aber gut an, auch Katholiken bis in Spitzenpositionen zu fördern." Eine gewisse konfessionelle Vielfalt sei auch für die CDU-Minister des Bundeskabinetts wünschenswert, so Zollitsch.

Nach dem Ausscheiden von Bildungsministerin Annette Schavan aus der Regierung ist nur noch Umweltminister Peter Altmaier (beide CDU) katholisch. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe und Unionsfraktionschef Volker Kauder sind Protestanten.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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