Lafontaine: Bundeswehr als Grünhelme nach Japan entsenden
Archivmeldung vom 18.03.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngesichts der Atom- und Tsunami-Katastrophe in Japan hat der ehemalige Vorsitzende der Linkspartei, Oskar Lafontaine, seine Forderung nach einem Komplettumbau der Bundeswehr von einer "Berufsarmee im Kriegseinsatz hin zu einer weltweit einsetzbaren unbewaffneten Helfertruppe" nach dem Modell der "Grünhelme" erneuert.
Lafontaine, jetzt Links-Fraktionschef im saarländischen Landtag, sagte der "Leipziger Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe) in einem Interview: "Die Bundeswehr hat technische Geräte, um atomare Verseuchung zu bekämpfen. Es bietet sich doch an, diese technischen Geräte jetzt den Japanern zur Verfügung zu stellen."
Man müsse mit der Grünhelm-Idee auch nicht nur an Japan denken. "Mit ungleich viel weniger Geld als in den Kriegen ausgegeben wird, könnte man mit Grünhelmen ungleich viel mehr Leben retten, ohne einen einzigen Menschen töten zu müssen", so Lafontaine. "Stattdessen beteiligen wir uns in Afghanistan an einen Krieg, in dem unschuldige Menschen umgebracht werden. Das ist skandalös."
Lafontaine erhofft sich für seine Idee Unterstützung durch den neuen Verteidigungsminister Thomas de Maizière. "In der CDU hat ja jetzt in der Energiepolitik ein neues Nachdenken eingesetzt. Schon der ehemalige Bundesumweltminister Töpfer hatte sich vor Jahren für Grünhelme ausgesprochen. Es wäre wünschenswert, dass der neue Verteidigungsminister sich für solche Überlegungen öffnet." Er sei "der Überzeugung, dass wir keine Berufsarmee im Kriegseinsatz brauchen, sondern dass Deutschland Vorreiter sein sollte, wenn es darum geht, überall in der Welt bei Katastrophen, Krankheiten und Seuchen zu helfen", unterstrich Lafontaine. "Dazu braucht man keine Waffen."
Es sei zwar richtig, dass mit Grünhelmen beispielsweise keine Flugverbots-Zone absichern könnte, wie dies im Fall Libyens diskutiert werde. Aber, so der Linkspolitiker: "Die Erfahrungen insbesondere im Irak zeigen doch, dass die Abfolge klar ist: Von der Flugverbotszone schlittert man in einen Krieg hinein. Ich begrüße, dass der Bundesaußenminister diese Gefahr sieht. Ich hoffe, dass er mit seinem Nein standhaft bleibt", ergänzte Lafontaine.
Quelle: Leipziger Volkszeitung