Realschüler können in NRW wieder Polizist werden
Archivmeldung vom 07.09.2020
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Freigeschaltet durch André OttIn Nordrhein-Westfalen sollen künftig auch wieder Realschüler Polizisten werden können. Darauf hat sich nach Informationen der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung die schwarz-gelbe Koalition in Düsseldorf verständigt.
Die Landesregierung bereite dafür die Einrichtung eines Bildungsgangs "Fachoberschule für Polizei" an Berufskollegs in NRW vor, hieß es aus dem Schulministerium. Realschüler sollen damit für ein anschließendes Studium an der Hochschule für Polizei und Verwaltung qualifiziert werden. Im zweijährigen Bildungsgang "Fachoberschule für Polizei" erwirbt man den Plänen zufolge nicht nur das Fachabitur, sondern ebenso bereits Kenntnisse und Fertigkeiten für den Polizeivollzugsdienst.
"Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Berufskollegs über die notwendige Erfahrung verfügen, um die jungen Menschen gut auf ihre wichtigen Aufgaben im Polizeidienst vorzubereiten", sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) der WAZ. Es sei eine Kernforderung der Liberalen im vergangenen Landtagswahlkampf gewesen, qualifizierten Bewerbern mit mittlerem Schulabschluss künftig wieder einen Zugang zum Polizeidienst zu eröffnen.
Seit der mittlere Dienst bei der NRW-Polizei vor knapp 20 Jahren abgeschafft wurde, können nur noch Bewerber mit Fachhochschulstudium oder abgeschlossener Berufsausbildung das dreijährige duale Bachelor-Studium zum Kommissar im gehobenen bzw. höheren Dienst aufnehmen. Die einflussreiche Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte die diskutierte Öffnung für Realschüler seit 2017 eher kritisch gesehen, weil sie ein Absenken der Einstellungsvoraussetzungen fürchtete. In NRW erhalten Polizisten gegenüber ihren Kollegen in anderen Bundesländern eine vergleichsweise attraktive Eingangsbesoldung.
Der neue Berufskolleg-Bildungsgang "Fachoberschule für Polizei" soll offenbar bereits ab dem kommenden Schuljahr angeboten werden. Zurzeit laufen zwischen Gebauer und Innenminister Herbert Reul (CDU) die Endabstimmungen über geeignete Standorte, angepeilte Schülerzahl und inhaltliche Konzeption. Dabei sollen die Erfahrungen der Schulen mit bestehenden Verwaltungsausbildungsgängen und polizeiliche Expertise kombiniert werden.
Unklar ist bislang, ob Realschulabsolventen mit dem Wechsel an die "Fachoberschule für Polizei" bereits eine Einstellungszusage für die anschließende Kommissaranwärter-Laufbahn erhalten. In diesem Falle müsste ein festes Kontingent der jährlich rund 2500 Polizei-Ausbildungsplätze für diese Gruppe reserviert werden.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)