Städtetag: Gleichgeschlechtliche Paare zögern wegen fehlerhaften Urkunden mit Eheschließungen
Archivmeldung vom 06.10.2017
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Freigeschaltet durch André OttDie Ehe für alle beschert vielen Standesämtern Überstunden. Gleichzeitig geht der Städtetag Baden-Württemberg davon aus, dass viele gleichgeschlechtliche Paare noch mit einer Eheschließung zögern. Grund: Fehlerhafte Ehe-Urkunden. Konkret bedeutet dies: Oft muss ein Partner mit der Eintragung des falsches Geschlechts leben. Das berichtet die "Heilbronner Stimme" (Freitag).
"Weil noch Vorgaben des Bundes für Urkunden und damit für Urkundensoftware fehlen, können teilweise noch keine geschlechterneutralem Formulierungen verwendet werden. Vermutlich zögern manche gleichgeschlechtliche Paare auch deshalb gerade noch mit der Eheschließung", sagte Norbert Brugger, Dezernent beim Städtetag in Stuttgart dem Blatt. Voraussichtlich werde die Software-Umstellung erst im Herbst nächsten Jahres abgeschlossen sein. Dann könnte es nochmals eine erhöhte Nachfrage bei der Ehe für alle geben. Insbesondere bei der Umwandlung von eingetragenen Lebenspartnerschaften in eine Ehe.
Eine deutliche Zunahme sei allerdings auch jetzt bereits spürbar. Seit dem 1. Oktober ist die sogenannte Ehe für alle möglich. "Es ist eine Bugwelle, die gerade bei manchen Standesämtern ankommt", erläuterte Brugger. Insbesondere in den größeren Städten Baden-Württembergs mache sich ein genereller Anstieg bemerkbar. "Die Mitarbeiter haben gerade besonders viel zu tun, aber es wird die Standesämter nicht überfordern." Vor allem an den Wochenenden fielen gerade viele Überstunden an.
Brugger geht davon aus, dass sich die Situation im nächsten Jahr vorläufig normalisiere und dass "dann etwa zwei Prozent der Eheschließungen von homosexuellen Paaren sind". Das sei seit einigen Jahren etwa die Größenordnung bei den eingetragenen Lebenspartnerschaften.
Der Städtetags-Dezernent nannte ein aktuelles Beispiel: "In der Stuttgarter Innenstadt haben im vergangenen Jahr 54 homosexuelle Paare ihre Lebenspartnerschaft eintragen lassen. Aktuell gab es 20 Anträge für die sogenannte Ehe für alle, davon sind aber 16 Umwandlungen aus einer eingetragenen Lebenspartnerschaft."
Quelle: Heilbronner Stimme (ots)