EKM-Bischöfin Junkermann verteidigt Karfreitagsruhe: Ohne diesen stillen Feiertag macht sich Beliebigkeit breit
Archivmeldung vom 28.03.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIlse Junkermann, Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) wendet sich entschieden gegen politische Vorstöße, die Karfreitagsruhe abzuschaffen. Zuletzt hatten Linke und Teile der FDP in Sachsen gefordert, das gesetzlich geregelte Tanzverbot an diesem "stillen Tag" zufzuheben, da es nicht mehr zeitgemäß sei. Dagegen warnt die Magdeburger Bischöfin vor einer Kultur der Beliebigkeit. "Uns droht der Sinn für Grenzen, für besondere Zeiten verloren zu gehen, die seit Jahrhunderten fester Bestandteil unserer Kultur sind. Das empfinde ich als zivilisatorischen Rückschritt", sagte Junkermann der "Leipziger Volkszeitung". Speziell der Karfreitag stehe als Erinnerung an den Kreuzestod Jesu zurecht unter einem besonderen gesetzlichen Schutz. "Das mag nicht für jeden einsichtig sein. Aber auch für jeden anderen gelten Gesetze auch dann, wenn sie ihm nicht einsichtig sind", so Junkermann weiter.
Die Magdeburger Bischöfin sieht den Karfreitag auch für Nicht-Christen als wichtigen Tag, um sich mit Sterben, Tod und Trauer auseinanderzusetzen. "Wir können am Karfreitag erfahren: es gibt einen öffentlichen Raum für das Traurige und Schwere, für Leiden in unserem Leben. Wir sind nicht zum Erfolg und Strahlen ,verdammt". Diese Erfahrung werde im Alltag meist von Leistungsdruck, Geschwindigkeit und Hektik verdrängt. "Deshalb ist der Karfreitag für uns alle wichtig. Ohne einen solchen stillen Tag verlernen wir, wie wir mit Schwerem umgehen können", so Junkermann.
Den Trend, Festtag wie Ostern oder Weihnachten immer früher einzuläuten, nannte Junkermann einen bedauerlichen Irrweg. "Wir vergeben uns die Festfreude. Wenn aber alle Tage gleich sind, ist alles gleichgültig, dann gibt es kein Fest mehr", kritisierte die Bischöfin. Es sei schade, dass zunehmend der Handel den Rhythmus von Feiertagen vorgebe. "Durch die entsprechenden Konsumangebote feiern wir das Fest, bevor es angefangen hat. Und wenn es gekommen ist, dann ist es schon vorbei."
Durch die ganzjährige Verfügbarkeit von Früchten und Produkten würden natürliche Grenzen verschwimmen. "Heute müssen wir diese Grenzen selbst festlegen, das ist nicht leicht. Es fehlt uns der Sinn für Grenzen, für besondere Zeiten. Und deshalb fehlt uns auch der Sinn für Feiern und Fest", so Junkermann. Dabei seien besonders die Zeiten vor den Festtagen wichtig für die innere Einkehr, Ruhe und Vorbereitung. "Die Tage nach dem Fest sind die festlichen Tage, an denen man feiert. Die Tage vor dem Fest, die darauf vorbereiten mit Fasten und Enthaltsamkeit und Buße, dieses tiefe Bewusstmachen, was falsch und schief läuft in meinem Leben, diese Tage sind verloren gegangen. Das Besonderte verschwindet, Beliebigkeit macht sich breit."
Quelle: Leipziger Volkszeitung (ots)