Kulturerbe-Projekt Jaffa erhält Förderung
Archivmeldung vom 04.10.2012
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDas Kulturerbe-Projekt in Jaffa erhält für archäologische Ausgrabungen eine dreijährige Förderung durch die National Endowment for the Humanities, eine angesehene staatliche Stiftung in den USA zur Förderung der Geisteswissenschaften. Wie Aaron A. Burke von der University of California, Los Angeles, und Martin Peilstöcker von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), die Direktoren des Jaffa-Kulturerbe-Projekts, mitteilten, erfolgt die Förderung von 2013 bis 2015 für das Projekt „Aufstand, Widerstand und Interaktion: Archäologische Untersuchung der ägyptische Herrschaft in Jaffa während des Neuen Reichs“.
Seit 2007 ist das Jaffa Cultural Heritage Project (JCHP) damit beschäftigt, die Ergebnisse der früheren Ausgrabungen von 1955 bis 1974 in Jaffa durch Jacob Kaplan, den Stadtarchäologen von Tel Aviv-Jaffa, zu untersuchen. Eines der primären Ziele war es, dadurch die Voraussetzungen für neue archäologische Forschungen in Jaffa zu schaffen, bei denen moderne Methoden der Datenerhebung und analytische Techniken angewandt werden können, um ein besseres Verständnis von der Siedlung und seiner Bevölkerung zu erhalten.
Während der Spätbronzezeit ab ca. 1460 und bis 1150 v. Chr. fungierte Jaffa, an der Küste südöstlich des modernen Tel Aviv gelegen, als eine ägyptische Garnison, Versorgungshafen und Verwaltungszentrum für das Ägypten des neuen Königreichs und seiner imperialen Expansion nach Kanaan. Die Auswertung der Unterlagen der früheren Ausgrabungen und die Wiederaufnahme der Ausgrabungen in 2011 und 2012 haben gezeigt, dass die Archäologie eine Zeit voller Konflikte und Widerstand gegen die ägyptische Anwesenheit in der Region der kanaanäischen Bewohner widerspiegelt und Hinweise auf die soziale Interaktion der Gruppen gibt. Die Studien der letzten fünf Jahre machen deutlich, dass Jaffa eine ideale archäologische Stätte ist, um das Ausmaß und die Form der sozialen Interaktion zwischen den ägyptischen Militärs und lokalen Gemeinschaften zu beurteilen – Interaktionen, die sich archäologisch z. B. in mehreren Zerstörungshorizonten und wechselnden Anteilen der verschiedenen Arten der materiellen Kultur im Laufe der Zeit offenbaren.
Bei der Fortsetzung der Ausgrabungen sollen hochauflösende Techniken zur Anwendung kommen, um aus Rückstandsproben von Pflanzen, Tieren und Muschelschalen vielfältige, substanzielle Hinweise auf Nahrungsmittelproduktion, Verbrauch und lokale Wirtschaft in verschiedenen Zeiträumen zu erhalten. Diese Proben bieten die Möglichkeit, die Mechanismen der sozialen Kontakte in einer der wichtigsten Festungen im ägyptisch kontrollierten Kanaan über einen Zeitraum von fast 300 Jahren zu untersuchen. Konflikte stehen in krassem Gegensatz zu der offiziellen Rhetorik der ägyptischen Krone, die die kontinuierlichen Anstrengungen zur Befriedung der kanaanäischen Siedlungen erwähnt, es aber sorgfältig vermeidet, verlorene ägyptischen Festungen, Ausfälle und militärische Verluste zu nennen – so wenig wie die lokalen Widerstände, die manchmal in einem regelrechten Aufstand mündeten. Dieses Projekt bietet daher eine einzigartige Fallstudie über Aufstände und soziale Interaktion in der Antike.
Quelle: Johannes Gutenberg-Universität Mainz (idw)