Sex statt Miete: Maklerbüro kämpft für Frauen
Archivmeldung vom 10.03.2018
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Londoner Maklerbüro UNCLE gibt Frauen auf Wohnungssuche bei Bedarf eine Maklerin an die Hand. Der Einsatz von weiblichen Immobilienprofis soll die Zahl unseriöser Sex-Angebote windiger Vermieter eindämmen. Das Angebot des Unternehmens kommt nicht von ungefähr: Die Wohltätigkeitsorganisation Shelter vergangenen fünf Jahren rund 250.000 Fälle registriert - 140.000 davon alleine in 2017.
Unmoralische Liebesdienste
"Ich konnte es nicht fassen, wie viele Frauen davon betroffen sind", sagt UNCLE-Gründer Ryan Prince. Es sei schockierend, wie einflussreiche Wohnungs- beziehungsweise Hausbesitzer ihre Macht in der Immobilienbranche ausspielen, weswegen man sich zum Handeln gezwungen sah. "Wenn eine Frau jemals ein schlechtes Erlebnis bei einer Wohnungsbesichtigung hatte, wird sich das mit uns nicht wiederholen."
Die Hälfte der Kunden von UNCLE sind Frauen, viele davon im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Praktiken, Wohnungen gratis oder stark vergünstigt anzubieten, wenn weibliche Mieter sich zu Liebesdiensten bereit erklären, findet auch Maklerin Kassy Essiet von UNCLE "empörend". "Das stellt alles dar, wogegen wir in unserer Firma sind. Mieter werden ohnehin oftmals schlecht behandelt, Frauen bekommen jedoch das Schlimmste ab."
In Österreich sieht die Lage offenbar anders aus: "Solche Fälle sind uns dankenswerterweise nicht bekannt", so Martin Ucek von der Mietervereinigung Österreichs auf Nachfrage von pressetext. Es sei schlimm genug, dass Projekte wie UNCLE existieren müssten, die Idee dahinter sei lobenswert.
Keinen stört Gesetzesbruch
Die "Sun" hat zuletzt dutzende sogenannte "Sex-for-Rent"-Angebote im Internet aufgedeckt. So bot ein Eigentümer einer Undercover-Reporterin an, gratis in seiner Wohnung zu leben, wenn sie bereit wäre, sich zweimal pro Woche mit ihm das Bett zu teilen. Auch die "BBC" hat über einen Fall berichtet, in dem ein Hausbesitzer weibliche Interessierte gegen "physische Aufwandsentschädigungen" in seiner Gartenlaube wohnen ließe. Obwohl dieses Einfordern körperlicher Leistungen gegen den britischen "Sexual Offences Act" von 2003 verstößt und mit bis zu sieben Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden kann, sind bisher kaum strafrechtliche Verfolgungen dieser Art bekannt.
Forscher der University of Birmingham berichteten 2012 vom Zusammenhang gestiegener Studienkosten und der Prostitution von Studentinnen. "Prostitution ist für viele die einzige Möglichkeit, finanziell zu überleben", sagte damals ein Sprecher der Vereinigung Prostituierter aus Großbritannien, der English Collective of Prostitutes.
Quelle: www.pressetext.com/Wolfgang Rudloff