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Psychologin Heuser erwartet nach Amoklauf Nachahmer

Archivmeldung vom 12.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Nach dem Amoklauf eines 17-jähringen in Winnenden äußerte sich die Psychologin Prof. Isabella Heuser (Direktorin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Berlin) in der PHOENIX-Runde zur Tat: "Ich glaube, dass wir das heute nicht das letzte Mal gesehen haben."

Weiter sagte sie: "Ich prognostiziere, dass es jetzt auch Nachahmer geben wird. Ich glaube nicht, dass es dieses Phänomen ab heute nicht mehr gibt. Da können wir uns noch so anstrengen und noch so wohlmeinende Vorschläge von Frau von der Leyen bekommen."

Zu den möglichen Motiven des Täters sagte sie: "Maximaler Effekt. Das ist das, was offenbar gewünscht wird. Hier zeigt so jemand, dass er ganz enorm viel bewegen kann, ganz enorm viel Einfluss und Macht hat, indem er wahllos Leute erschießt."

"Ich glaube, so etwas kann man nicht verhindern, denn es hat schon etwas pathologisches.", so Heuser weiter. Wichtig sei, " dass die Schüler mehr auf sich achten. Ich glaube, Lehrer sind überfordert, wenn sie jetzt die ganze Zeit nur die psychologische Entwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler beobachten sollen. Die einzige Möglichkeit, dass man so etwas erkennt, ist wirklich, die Aufmerksamkeit der Mitschüler für solche Menschen zu erhöhen."

Gewerkschaft der Polizei: "Schulen nicht zu Sicherheitsburgen ausbauen"

Konrad Freiberg, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, spricht sich nach dem Amoklauf von Winnenden gegen schärfere Sicherheitsmaßnahmen an Schulen aus. "Wir sind der Auffassung, dass man die Schulen nicht zu Sicherheitsburgen aufbauen sollte, mit Metalldetektoren oder privaten Sicherheitsfirmen, das wäre der verkehrte Weg", sagte Freiberg. Eine Kontrolle der Zugangsberechtigung, etwa durch Chipkarten und Schülerausweise, könne lediglich die Sicherheit vor alltäglicher Kriminalität wie Diebstählen oder Drogenhandel an Schulen erhöhen. Auch eine erneute Verschärfung der Waffengesetze hält Freiberg nicht für sinnvoll. Es habe bereits eine deutliche Verschärfung des Waffenrechts gegeben. Trotzdem lagerten, wie im Fall von Winnenden, viele Waffenbesitzer ihre Waffen nicht wie vorgeschrieben in Stahlschränken oder Tresoren. "So glaube ich nicht, dass man durch eine Verschärfung in irgendeiner Form dieses verändern könnte", sagte Freiberg im Sender PHOENIX.

Jugendforscher fordert Zurückhaltung der Medien bei Berichterstattung über Amokläufe

Prof. Klaus Hurrelmann, Psychologe und Jugendforscher an der Hertie School of Governance in Berlin, fordert größere Zurückhaltung der Medien bei der Berichterstattung über Gewalttaten wie dem gestrigen Amoklauf in Winnenden. In der PHOENIX RUNDE warnte er vor den traumatischen Folgen, die eine Belagerung durch Medienvertreter bei Opfern und Tätern haben könne. "Das ist sehr gefährlich", sagte Hurrelmann. Die Rolle der Medien bei solchen Taten müsse neu durchdacht werden. "Ich wäre dafür, zwischendurch eine Nachrichtensperre zu verhängen - irgendetwas zu tun, damit dann nicht dieser maximale Nachrichten-Effekt erzielt wird", so Hurrelmann weiter. Maximale Aufmerksamkeit in den Medien sei immer ein wichtiges Motiv von Amokläufern.

In derselben Sendung forderte Prof. Isabella Heuser, Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Berlin, zur Prävention von Amokläufen die Schüler stärker für Warnzeichen zu sensibilisieren. Die einzige Möglichkeit zur Verhinderung solcher Amokläufe bestehe darin, die Aufmerksamkeit der Mitschüler für eine soziale Isolierung anderer Schüler zu erhöhen. Dies sei das deutlichste Warnzeichen für drohende Gewaltausbrüche und könne von den Lehrern allein nicht ausreichend erkannt werden, so Heuser im Sender PHOENIX.

Quelle: PHOENIX

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