Bedford-Strohm: "Jeder Kirchenaustritt bekümmert mich"
Archivmeldung vom 14.07.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat heute in Hannover ihre Mitgliederzahlen für das Jahr 2020 bekannt gegeben. Demnach gehörten zum Stichtag 31.12.2020 insgesamt 20.236.210 Menschen einer der 20 Gliedkirchen der EKD an. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von 24,3 Prozent.
Nach aktuellen Berechnungen aus den 20 Landeskirchen auf Basis der gemeldeten vorläufigen Zahlen traten 220.000 Menschen aus der evangelischen Kirche aus. Die Zahl der Austritte ging daher im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent zurück. Die Zahl der Taufen hat sich auf 81.000 fast halbiert; die übrigen Aufnahmen in die evangelische Kirche gingen um 28 Prozent zurück und lagen bei 18.000. Die Zahl der evangelisch Verstorbenen ist im Jahr 2020 um etwa vier Prozent auf rund 355.000 angestiegen. Dieses entspricht der generellen Zunahme der Sterbefälle in Deutschland insgesamt. Nach Berücksichtigung der Verstorbenen, Austritte, Taufen und übrigen Aufnahmen, ist die Zahl der Mitglieder um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
"Es war schmerzhaft für uns, dass in den vergangenen 15 Monaten nur eingeschränkt Gottesdienste, Taufen, Trauerfeiern und Hochzeiten in den Gemeinden vor Ort stattfinden konnten. Die Begegnungen haben uns gefehlt", sagt der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Umso mehr sei er von den vielen kreativen und liebevollen alternativen Angeboten der Gemeinden beeindruckt, die digital und vor Ort entstanden sind, so Bedford-Strohm weiter. "Ich freue mich, dass es uns jetzt wieder zunehmend möglich ist, in den Gemeinden zusammenzukommen und auch viele der Feste, die aufgrund der Pandemie verschoben werden mussten, nachzuholen."
Obwohl die Zahl der Austritte aus der evangelischen Kirche in diesem Jahr gesunken ist, betont Bedford-Strohm: "Jeder Kirchenaustritt bekümmert mich und lässt mich fragen, was wir als Kirche tun können, um Menschen vom guten Sinn der Mitgliedschaft in unserer Kirche zu überzeugen." Um mehr über die Gründe zum Kirchenaustritt zu erfahren, hat das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD zwischen Ende März und Ende Mai dieses Jahres eine bundesweite Online-Umfrage "Wege und Anlässe zum Kirchenaustritt" durchgeführt. Erste Auswertungen zeigen, dass nur bei etwa einem Viertel der Befragten konkrete Anlässe für ihre Entscheidung zum Kirchenaustritt ausschlaggebend gewesen sind. Trotz ihres Austritts ist eine große Mehrheit der Befragten der Ansicht, dass das Wirken der Kirche einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leistet. Die detaillierte Auswertung der Studie wird voraussichtlich im Herbst veröffentlicht.
Wie erwartet hat die Corona-Pandemie auch zu einem Rückgang der Kirchensteuereinnahmen geführt. Diese sind um 5,4 Prozent auf 5,63 Milliarden Euro im Jahr 2020 gesunken. "Ich bin sehr dankbar für diese Mittel, aber auch für Spenden und weitere Unterstützung wie beispielsweise die ehrenamtliche Mitarbeit vieler Menschen", so der EKD-Ratsvorsitzende. All das bilde die Basis, um Arbeit für die Kranken und Schwachen in der Gesellschaft, für Kindertagesstätten und Schulen, Seelsorge und vielfältige Angebote zu ermöglichen.
Quelle: EKD - Evangelische Kirche in Deutschland (ots)