Kriminologe Christian Pfeiffer: "Zehn Prozent aller deutschen unter 18 Jahren gehören zur Unterschicht
Archivmeldung vom 16.10.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.10.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach einer bundesweiten Schülerbefragung schätzt der niedersächsische Soziologe Christian Pfeiffer den Umfang der sogenannten Unterschicht bei Kindern und Jugendlichen auf 10 bis 25 Prozent. "Zehn bis 15 Prozent der unter 18-Jährigen zählen zur Unterschicht", sagt Pfeiffer dem Tagesspiegel.
In
manchen Regionen des Landes seien es sogar 20 Prozent der
Jugendlichen, die über zu wenig Bildung verfügen und keine
Aufstiegsschancen für sich sehen. In Ostdeutschland sei das Problem
besonders groß, Pfeiffer meint, ein Viertel aller ostdeutschen
Jugendlichen verharre in dieser Ausweglosigkeit, besonders betroffen
sind Jungs.
Pfeiffer wies insbesondere dem Schulsystem eine Schuld daran zu:
"Unterschichten hat unser Schulsystem systematisch produziert", sagte
er. Durch zu frühe Aussonderung Schwächerer und zu wenig Angebote am
Nachmittag. Vor allem junge männliche Hauptschüler, hat Pfeiffer
herausgefunden, sitzen täglich bis zu fünf Stunden vor
Fernsehapparaten. "Sie haben keine richtigen Lebensinhalte mehr",
sagt der Soziologe. Seine Umfrage ergab: Während in den Haushalten
gebildeter Eltern nur rund zehn Prozent der Kinder im Alter von zehn
Jahren einen eigenen Fernseher oder eine eigene Playstation besitzen,
sind es in den sozialen Unterschichten 57 Prozent.
Pfeiffer forderte von der Politik mehr Anstrengungen beim Aufbau des Ganztagsschulsystems und eine Abschaffung der Hauptschule. "Je eher wir uns von der Hauptschule verabschieden, umso besser für die Kinder."
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel