Furcht trotz sinkender Kriminalitätsstatistik: Der Osten ist besonders ängstlich
Archivmeldung vom 11.10.2018
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Freigeschaltet durch André OttTrotz sinkender Kriminalitätszahlen leben viele Deutsche mit der Angst, Opfer einer Straftat zu werden. Wissenschaftler wie die Psychologin Annegret Wolf von der Martin-Luther-Universität Universität Halle-Wittenberg sprechen von einer Schere zwischen empfundener und realer Gefahr im Alltag - vor allem in Ostdeutschland. Das berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung.
In Sachsen-Anhalt fürchte mehr als ein Viertel der Bevölkerung, Opfer zu werden, so die Wissenschaftlerin. Dabei erlebt die Bundesrepublik seit Jahren einen Rückgang der registrierten Straftaten. Sachsen-Anhalt befand sich 2017 in einem Zehn-Jahres-Tief. Die Persönlichkeitspsychologin Wolf begründet die Tendenz zur Angst unter anderem mit regionalen und historischen Besonderheiten. "Es hat einen Einfluss, ob ich täglich einen Verfall der Infrastruktur wahrnehme, wenig Polizeipräsenz in meiner Gegend spüre und meine Region als abgehängt empfinde." Auch soziale Unsicherheiten und Medienkonsum würden eine nachgewiesene Rolle spielen.
Die Psychologin rät, Angst als menschlich zu akzeptieren. "Aber es ist enorm wichtig, sich davon nicht beeinträchtigen zu lassen" und nicht auf Großveranstaltungen oder sozialen Kontakt zu verzichten. "Nur so können wir auch positive Erfahrungen machen, die das Sicherheitsgefühl wieder erhöhen." Ähnlich reflektiert solle der Umgang mit Kriminalitätsberichten sein, so die Wissenschaftlerin. "Das hat nichts mit Bagatellisierung eines Ereignisses zu tun, sondern mit einem gesunden Umgang".
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)