Studie: Jeder zweite Deutsche hält Islam für Bedrohung
Archivmeldung vom 27.04.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittJeder zweite Deutsche hält den Islam für eine Bedrohung. Zu diesem Ergebnis kommt laut der "Welt am Sonntag" der neue "Religionsmonitor" der Bertelsmann Stiftung. 50 Prozent, der Deutschen sind zudem überzeugt, dass der Islam nicht nach Deutschland passt. Dieser Ansicht sind auch 18 Prozent der Muslime in Deutschland. Er zeigt: Die Hälfte der Bevölkerung teilt nicht die Auffassung von Ex-Bundespräsident Christian Wulff, dass der Islam nach Deutschland gehöre.
Auch international wird der Islam als eine Bedrohung wahrgenommen: 76 Prozent der Israelis, 60 Prozent der Spanier, 50 Prozent der Schweizer und 42 Prozent der US-Amerikaner schätzen ihn als gefährlich ein. Aber auch das Judentum sehen 19 Prozent der Ost- und Westdeutschen als Bedrohung. Die Zweifel an der Vereinbarkeit von Islam und westlicher Welt sind in Ostdeutschland stärker ausgeprägt als im Westen (57 zu 49 Prozent), obwohl dort weniger Muslime leben. Ältere und Menschen mit niedrigerem Bildungsgrad neigen stärker dazu, den Islam als Gefahr wahrzunehmen.
Deutliche Unterschiede zeigen sich auch beim Verhältnis zur Religion: 39 Prozent der Muslime in Deutschland sind der Ansicht, dass in religiösen Fragen nur ihre Religion Recht und die anderen eher Unrecht haben. Bei den Christen sind es nur zwölf Prozent. Insgesamt stimmten 15 Prozent der Befragten dieser Aussage zu. Kaum Unterschied gibt es hingegen bei der Frage, ob die Demokratie eine gute Regierungsform ist: 88 Prozent der Christen bejahen das, 79 Prozent der Muslime und 80 Prozent der Konfessionslosen.
Studie: Demokratieverständnis bei Muslimen ausgeprägter als bei Ostdeutschen
Das Demokratieverständnis ist bei Muslimen in Deutschland offenbar ausgeprägter als bei Ostdeutschen. Zu diesem Ergebnis kommt laut der "Welt am Sonntag" der neue "Religionsmonitor" der Bertelsmann Stiftung. Während 80 Prozent der Muslime den Satz "Die Demokratie ist eine gute Regierungsform" bejahen, sind es bei den Ostdeutschen nur 76 Prozent. In Westdeutschland liegt die Zustimmung bei 88 Prozent. Unter den Konfessionen ist die Zustimmung bei den Protestanten am höchsten (90 Prozent), gefolgt von den Katholiken (86 Prozent) und den Konfessionslosen (80 Prozent). Auch bei ethisch-moralische Fragen verlaufen die Trennlinien eher zwischen Ost und West oder zwischen den Konfessionen als zwischen westlicher und muslimischer Welt. Dass ein Schwangerschaftsabbruch grundsätzlich erlaubt sein sollte, finden laut Studie 54 Prozent der Westdeutschen, aber 69 Prozent der Ostdeutschen. Bei Konfessionslosen (73 Prozent) und Protestanten (62 Prozent) spricht sich jeweils eine klare Mehrheit für den legalen Abbruch aus, bei den Katholiken (46 Prozent) und Muslimen (35 Prozent) nur eine Minderheit. Bei der Frage, ob Homosexuelle heiraten dürfen sollten, gibt es unter Muslimen zwar deutlich weniger Zustimmung (48 Prozent) als bei Katholiken und Protestanten (70 und 78 Prozent) sowie den Konfessionslosen (87 Prozent), aber dennoch spricht sich fast jeder zweite Muslim dafür aus. Anders bei der Sterbehilfe. Während bei allen anderen Konfessionen das Thema auf hohe Zustimmung trifft, glauben es nur 42 Prozent der Muslime, dass ein unheilbar Kranker das Recht auf einen selbstbestimmten Tod habe.
Deutliche Unterschiede gibt es bei Fragen nach dem Verhältnis von Religion und Politik. Jeder dritte Muslim ist der Ansicht, dass führende Vertreter der Religionen Einfluss auf die Entscheidungen der Regierung nehmen sollte - das sind deutlich mehr als bei den anderen Konfessionen. 39 Prozent der Muslime bejahten die Aussage, "dass in religiösen Fragen vor allem meine eigene Religion Recht und andere Religionen eher Unrecht haben" - mehr als dreimal so viel wie Katholiken (12 Prozent) und Protestanten (11 Prozent).
Für den Religionsmonitor wurden im November und Dezember 2012 insgesamt rund 14.000 Menschen in 13 Ländern zu ihrer persönlichen Religiosität, ihren Wertehaltungen und dem Verhältnis von Religion, Politik und Gesellschaft befragt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur