Klagewelle wegen Dieselaffäre reißt nicht ab
Archivmeldung vom 14.03.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićMehr als sechs Jahre nach dem Auffliegen der Dieselaffäre reißt die Klagewelle gegen Volkswagen und andere Hersteller nicht ab. Das berichtet das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" unter Berufung auf eine Umfrage der "Deutschen Richterzeitung" bei den 24 Oberlandesgerichten (OLG) in Deutschland.
Die
Gesamtzahl der zweitinstanzlichen Verfahren vor den OLG ist demnach
2021 im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent auf rund 37.500 Fälle
gestiegen. Nach einer vorübergehenden Delle im Jahr 2020, als die
Gerichte rund 30.000 Berufungen erreichten, sind die Dieselverfahren
damit wieder auf das bisherige Rekordniveau des Jahres 2019 geklettert.
Mehrere große Landgerichte melden außerdem weiterhin hohe Eingangszahlen
anlässlich der Abgasaffäre. Besonders stark betroffen ist das OLG
Stuttgart, welches mit mehr als 11.000 Diesel-Fällen die höchsten
Eingangszahlen aller befragten Gerichte meldet.
Gegenüber dem
Vorjahr haben sich die Zahlen in Stuttgart nochmals mehr als verdoppelt.
Und die Tendenz ist weiter steigend, worauf auch eine wachsende
Klagewelle in erster Instanz beim Landgericht Stuttgart hindeutet. Rund
8.700 Verfahren haben das Landgericht 2021 erreicht, fast 50 Prozent
mehr als im Jahr zuvor. Auch beim OLG München hat sich die
Aufwärtsdynamik 2021 fortgesetzt.
Mehr als 5.000 anhängige
Dieselverfahren haben die Münchener zum Jahresende 2021 gemeldet, fast
50 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. "Ein Ende der Verfahrenswelle
anlässlich des Dieselskandals und anderer Massenfälle ist nicht in
Sicht", sagte Sven Rebehn, Bundesgeschäftsführer des Deutschen
Richterbundes, dem RND. Die meisten Dieselklagen beträfen nach wie vor
Volkswagen, wobei die VW-Fälle an den meisten Gerichten rückläufig
seien. Dagegen häuften sich die Klagen gegen andere Hersteller. Um die
Dieselklagen und andere Massenverfahren möglichst zügig bewältigen zu
können, brauchten die Gerichte weiteres Personal, forderte Rebehn.
"Wünschenswert
ist aber auch mehr Flexibilität bei den Verfahrensvorschriften", sagte
er weiter. "Der Ball liegt nun bei Bundesjustizminister Marco Buschmann,
den die Länder um Vorschläge für Verfahrenserleichterungen gebeten
haben."
Quelle: dts Nachrichtenagentur