BND-Chef Schindler warnt vor "Lone Wolf"-Terroranschlägen von Al-Kaida in Europa
Archivmeldung vom 11.08.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Gerhard Schindler, warnt vor terroristischen Selbstmordattentätern. "Eine Bedrohung sind vor allem Al-Kaida-Strukturen aus dem Jemen. Sie wollen den Heiligen Krieg auch nach Europa tragen", sagte Schindler der Tageszeitung "Die Welt".
Dazu gehöre nach Erkenntnissen des BND das Modell des "Lone Wolf", der aus dem Land des Anschlagsziels komme und im Ausland auf Attentate vorbereitet werde. "Wir wissen, dass diese Strategie aktuell auf der Agenda von Al-Kaida steht und sind entsprechend aufmerksam", sagte Schindler. Er betonte, dass der BND in Afghanistan bereits eine größere Anzahl geplanter Sprengstoffanschläge durch Selbstmordattentäter verhindern konnte. "Seit Januar 2011 haben wir 19 Terroranschläge auf Bundeswehrsoldaten vereitelt. Mit dieser Bilanz ist Afghanistan für den BND ein echtes Erfolgsmodell", sagte Schindler. Einen der Anschläge habe seine Mitarbeiter zum Beispiel verhindern können, weil sie erfahren hätten, wo ein Selbstmordattentäter seine Sprengstoffweste lagerte. "Sie konnte dann unschädlich gemacht werden. Um an solche sensiblen Erkenntnisse zu gelangen, muss man in dem Land schon gut vernetzt sein", sagte Schindler der Zeitung.
BND-Chef Schindler verzichtet auf Decknamen
Der neue Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Gerhard Schindler, verzichtet im Gegensatz zu vielen Amtsvorgängern auf einen Decknamen. "Es passt nicht mehr in die Zeit. Für meine Kolleginnen und Kollegen hingegen kann es äußerst wichtig sein, dass sie nicht unter ihrer wirklichen Identität agieren. Schließlich geht es bei manchen Einsätzen um Leib und Leben", sagte Schindler der Tageszeitung "Die Welt". Nicht bestätigen wollte der BND-Präsident, dass ihm für die Erfüllung seiner dienstlichen Aufgaben ein Jet vom Typ Dassault Falcon 900 EX zur Verfügung steht. "Transportmittel des BND sind kein Selbstzweck, sondern immer auch nachrichtendienstlich relevant, egal ob Fahrrad oder Auto. Daher kann ich öffentlich dazu keine Auskunft geben."
Neuen Schwung für seinen Dienst erhofft sich Schindler durch den geplanten Umzug von Pullach bei München nach Berlin. "Es wird dem BND gut tun, näher an die Politik zu rücken", sagte er der "Welt" Das werde seine Behörde ein Stück weit mental verändern. "Auch der einzelne Mitarbeiter wird sehen: Was er tut, landet nicht in verstaubten Archiven, sondern wird aktuell gebracht." Zum Umzugsdatum sagte Schindler: "Der Hauptumzug wird sich voraussichtlich um 14 Monate auf das Jahr 2016 verschieben, vor allem weil die Lüftungsanlage nicht den Vorschriften entsprach." Kritik daran, dass die neue BND-Zentrale auf dem Gelände des ehemaligen Stadions der Weltjugend zu protzig geraten sei, weist Schindler zurück: "
Der Neubau des bekannten Architekten Jan Kleinhues strahlt gleichermaßen Stärke und Ästhetik aus. Deshalb passt er zu einem Nachrichtendienst." In Berlin werden künftig rund 4.000 Mitarbeiter tätig sein, auf einer Bürofläche, so groß wie 35 Fußballfelder. Die Unterbringung eines Mitarbeiters kostet mit gut 450.000 Euro so viel wie ein Einfamilienhaus. Auf die Frage der "Welt", ob es deshalb abwegig sei von Luxus zu sprechen, antwortete Schindler: "Der BND ist nicht Bauherr, ich kann deshalb zu den Kosten nicht abschließend Auskunft geben.
Im Übrigen halten sich Ausstattung und Größe der Büros aber sklavisch an die Vorgaben der Bundesbauvorschriften - und die sind eher auf Kante genäht. Von Luxus kann da wirklich keine Rede sein." Der BND will seine neue Zentrale in der Hauptstadt erstmals in seiner Geschichte teilweise für die Bürger zugänglich machen. "Wir wollen in dem Neubau ein öffentlich zugängliches Museum einrichten und dort eine Ausstellung zur Geschichte der Geheimdienste zeigen", sagte Schindler. Nach Informationen der "Welt" hat der Dienst bereits begonnen, Exponate für die geplante Exposition zu sichten. Zusammen mit einem Besucherzentrum sowie Foyer und Vortragssaal wird das Museum mehrere hundert Quadratmeter umfassen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur