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Nach tödlichem Marsch: Bundeswehr stellt Ausbildung um

Archivmeldung vom 12.03.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.03.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Kindersoldaten bei der Bundeswehr: Mittlerweile über 2.100 (Symbolbild)
Kindersoldaten bei der Bundeswehr: Mittlerweile über 2.100 (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Nach dem tödlichen Marsch in der Kaserne Munster kündigt der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Jörg Vollmer, Änderungen in der Soldatenausbildung an. "Die jungen Leute kommen mit sehr unterschiedlicher Fitness zu uns. Wir müssen den Trainingszustand künftig besser berücksichtigen. Ich habe angeordnet, dass die jungen Soldaten entsprechend ihrer Fitness in Gruppen eingeteilt werden", sagte Vollmer der "Bild am Sonntag".

"Manche sind noch nicht fit genug für unser Pensum. Für die entwickeln wir ein Trainingsprogramm, damit sie mit den anderen später mithalten können." In der Kaserne in Munster hatte im vergangenen Juli ein Eingewöhnungsmarsch fatale Folge: Ein junger Offziersanwärter verstarb an den Folgen eines Hitzeschlags, drei Kameraden wurden durch Hitzeschläge schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg ermittelt gegen die Bundeswehr. Vollmer drängt auf eine Klärung der Schuldfrage vor Gericht: "Mein Wunsch ist, dass die Staatsanwaltschaft Anklage erhebt und es zu einem ordentlichen Gerichtsverfahren kommt. Damit wird ein für alle Mal geklärt, wie weit sich die Ausbilder schuldig gemacht haben."

Der Inspekteur zeigt sich von den dramatischen Ereignissen in Munster betroffen: "Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn ein mir anvertrauter Mensch verletzt wird oder gar stirbt. Der Fall Munster geht mir sehr an die Nieren." Gleichzeitig betont er, dass das rechtsmedizinische Gutachten der Staatsanwaltschaft einen Unterschied zwischen dem verstorbenen und den verletzten Soldaten mache: "Der Zusammenbruch von Kamerad K. nach 2.750 Metern und sein tragischer Tod sind laut rechtsmedizinischer Einschätzung nicht vorhersehbar gewesen." Anders urteilten die Rechtsmediziner bei den Verletzten: "Dort wären die Hitzschläge und erheblichen körperlichen Schädigungen vermeidbar gewesen, wenn die Ausbilder auf entsprechende Signale geachtet hätten."

Vollmer sieht zwar konkrete Fehler der Ausbilder in Munster (Strafrunde laufen lassen, Stahlhelmtragen bei sommerlichen Temperaturen), es gebe aber keine generellen Missstände beim Heer: "Unsere Ausbilder beim Heer sind keine Menschenschinder. Sie leisten hervorragende Arbeit und verdienen Respekt. Es gibt im gesamten Heer keine Zustände wie im Hollywoodfilm `Full Metal Jacket`." In dem Kriegsfilm werden Soldaten bis aufs Blut schikaniert. Vollmer betont, dass im vergangenen Jahr 17.000 Soldaten beim Heer ausgebildet worden seien. "Es gab 44 meldepflichtige Vorgänge, in sechs Fällen haben wir nach den Ermittlungen disziplinarische Maßnahmen verhängt", so der Chef der Landstreitkräfte.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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