Sprachzeitung warnt vor Auseinanderdriften der Rechtschreibung
Archivmeldung vom 22.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAnläßlich der heutigen Sitzung des Rats für deutsche Rechtschreibung in Mannheim hat die DEUTSCHE SPRACHWELT die „besorgniserregende Trägheit“ des Rates kritisiert und vor einem Auseinanderdriften von Schul- und Zeitungsrechtschreibung gewarnt.
Des
weiteren empfiehlt die Sprachzeitung die Zusammenarbeit mit der Schweizer
Orthographischen Konferenz (SOK), einem Zusammenschluß von
Sprachwissenschaftlern und Praktikern der Presse und der Verlage.
Die SOK hat in einem jetzt veröffentlichten Brief an den Ratspräsidenten
Hans Zehetmair dem Rechtschreibrat die Zusammenarbeit angeboten. Thomas
Paulwitz, Chefredakteur der DEUTSCHEN SPRACHWELT und selbst Mitglied der
SOK, erklärte dazu: „Wenn dem Rat wirklich an einem Rechtschreibfrieden
gelegen ist, dann sollte er dieses Angebot nicht ausschlagen.“ In der
Schweiz folgen die größte Nachrichtenagentur SDA und führende Druckmedien
wie die Neue Zürcher Zeitung den Empfehlungen der SOK. Diese weichen in
Teilen von der reformierten Rechtschreibung ab und richten sich stärker an
der traditionellen Rechtschreibung aus.
Das Regelwerk in seiner letzten Fassung von 2006 müsse dringend weiter
überarbeitet werden, so Paulwitz. Die unklar geregelte Getrennt- und
Zusammenschreibung führe zu Tausenden Varianten. Auch
Laut-Buchstaben-Beziehungen und Groß- und Kleinschreibung seien
änderungsbedürftig. Unterscheidungen wie „gräulich“ / „greulich“ müßten
wiederhergestellt, Kleinschreibungen wie „des weiteren“ wegen ihrer besseren
Lesbarkeit wieder verbindlich und eingebürgerte Wörter wie „jedesmal“
(reformiert: „jedes Mal“) wieder zugelassen werden.
Paulwitz sagte: „Trotz einer Fülle von Aufgaben bleibt der Rat im
wesentlichen untätig, da er weniger von unabhängigen Fachleuten beherrscht
ist, sondern eher von Geschäftsleuten und der Kultusbürokratie. Somit
besteht die Gefahr, daß sich Schul- und Zeitungsrechtschreibung
auseinanderentwickeln, denn die Zeitungsverlage müssen sich um einheitliche
Schreibweisen bemühen. Schon jetzt haben sich die deutschsprachigen
Nachrichtenagenturen auf eine eigene Auslegung der reformierten Regeln
festgelegt.“ Die Zusammenarbeit mit der SOK könne diese Gefahr bannen.
Quelle: Pressemitteilung DEUTSCHE SPRACHWELT