Privatinsolvenzen in Deutschland weiter auf hohem Niveau
Archivmeldung vom 04.10.2019
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.10.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDie Zahl der Privatinsolvenzen geht in Deutschland leicht zurück. Das geht aus dem aktuellen Schuldenbarometer des Informationsdienstleisters Crif Bürgel hervor, über das die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten.
Demnach hätten im ersten Halbjahr 2019 noch 42.235 Verbraucher Insolvenz angemeldet - das seien 1,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum und so wenige wie seit 2004 nicht mehr. Für das Gesamtjahr würden 88.000 Insolvenzen erwartet, nach 88.995 im Vorjahr. Der bisherige Höhepunkt sei im Jahr 2010 erreicht worden, als rund 69.400 Privatleute Insolvenz angemeldet hätten - 39,1 Prozent mehr als heute, heißt es in dem Crif-Bürgel-Schuldenbarometer.
Die meisten Pleitiers seien zwischen 31 und 50 Jahre alt (21.549).
Bei Jüngeren zwischen 18- und 20 Jahren sei die Zahl der Insolvenzen deutlich um 14 Prozent auf 123 Fälle gesunken. Betroffen seien mehr Männer (24.757) als Frauen (17.478), heißt es in dem Schuldenbarometer weiter. Die meisten Privatinsolvenzen je Einwohnerzahl würden in Norddeutschland angemeldet - und zwar in Bremen (83 je 100.000 Einwohner). Danach folgten Schleswig-Holstein (74), Niedersachsen (74) und Hamburg (69).
Die wenigsten Pleiten meldeten Bürger in Bayern (32), Baden-Württemberg (35), Thüringen (42) und Hessen (43) an. Berlin (54), Nordrhein-Westfalen (57) und Brandenburg (60) lägen im Mittelfeld, heißt es in der Untersuchung. Im bundesweiten Durchschnitt schlitterten 51 von 100.000 Einwohnern in die Privatpleite. Dabei säßen die Betroffenen im Schnitt auf einem Schuldenberg von rund 30.000 Euro.
Der erneute Rückgang der Privatinsolvenzen liege an der niedrigen Arbeitslosenquote, sagte Christian Bock, der Geschäftsführer von Crif Bürgel, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Binnenkonjunktur habe sich dank steigender Löhne und einer positiven Situation auf dem Arbeitsmarkt gerade in den letzten Jahren gut entwickelt. Allerdings zeichne sich bereits eine Trendumkehr ab. "Für 2020 erwarten wir wieder mehr private Insolvenzen in Deutschland", so der Crif-Bürgel-Geschäftsführer weiter.
Die konjunkturelle Abschwächung hinterlasse langsam auch am Arbeitsmarkt Spuren.
In der Regel führten Arbeitslosigkeit, Einkommensarmut, gescheiterte Selbstständigkeit, Scheidung, Trennung oder Krankheiten zur Überschuldung von Menschen, heißt es in der Untersuchung weiter. Der finanzielle Engpass könne Menschen schließlich zur Privatinsolvenz zwingen. Viele hätten Schulden bei Kreditinstituten, Versandhändlern, Versicherungen, Vermietern, Energieversorgern oder Telefongesellschaften. Aktuell gälten in Deutschland mehr als sechs Millionen Bürger als überschuldet, heißt es in dem Schuldenbarometer.
Quelle: dts Nachrichtenagentur