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Erste Bilanz der Reformgruppen: Aufbruch von unten – mit Papst Franziskus

Archivmeldung vom 12.05.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.05.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Fahne mit Motto des Kirchentages an der St. Josef-Kirche in Münster-Kinderhaus
Fahne mit Motto des Kirchentages an der St. Josef-Kirche in Münster-Kinderhaus

Foto: Dietmar Rabich
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der 101. Katholikentag und der 4. Katholikentag plus in Münster haben den immer drängender werdenden innerkirchlichen wie auch weltpolitischen Handlungsbedarf in vielen Aspekten überdeutlich gezeigt. Kirchenleitung wie Kirchenvolk müssen in der höchst gefährlichen Weltlage und angesichts der innerkirchlichen Notlagen endlich den Mut haben, die Reformimpulse von Papst Franziskus aufzugreifen und umzusetzen.

Papst Franziskus (August 2014)
Papst Franziskus (August 2014)

Foto: Korea.net / Korean Culture and Information Service (Photographer name)
Lizenz: CC-BY-SA-2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die erfreulich starke Teilnahme beim Katholikentag wie beim Katholikentag plus sehen die Reformgruppen als ein gutes Zeichen des wiedererstarkenden Engagements der kirchlichen und gesellschaftlichen Basis. Dagegen stellt der noch ungelöste Konflikt innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz über deren Handreichung zum Kommunionempfang für konfessionsverbindende Ehepaare kein gutes Beispiel für die Suche nach Frieden, dem Motto des 101. Katholikentag in der Stadt des Westfälischen Friedens, dar.

Katholikentag plus „Suche Frieden – trotz' der Gewalt!“

„Der Katholikentag plus bot eine gemeinsame Demonstration gegen die gewaltförmigen Verhältnisse und gegen die gewaltförmige Sprache, die unsere Seelen zurichten soll, damit wir uns der Gewalt in Politik, Wirtschaft und persönlichem Zusammenleben anpassen“, so Norbert Arntz vom Institut für Theologie und Politik bei der Eröffnung des Katholikentag plus, der unter dem Motto „Suche Frieden – trotz' der Gewalt“ stand. Der Katholikentag plus hat dazu besonders auch internationale Stimmen aus Bewegungen von unten zu Wort kommen lassen.

Der Theologe Eugen Drewermann, der seit Jahren in der Friedensbewegung engagiert ist, aber auch in Münster nicht vom „offiziellen“ Katholikentag eingeladen wurde, hatte in der überfüllten Erlöserkirche (viele mussten draußen bleiben) deutlich analysiert, dass die verschiedenartigen Ausdrucksformen der Angst zentrale Ursache der aktuellen Konflikte und von der Wurzel her angegangen werden müssten.

Das Eröffnungspodium des Katholikentags plus u.a. mit Christine Hoffmann, Generalsekretärin von pax christi, zeigte auf, wie angesichts der strukturellen Gewalt in unseren Gesellschaften wieder mehr Menschen zum Engagement für den Frieden motiviert werden können, so wie in den Zeiten der auch stark christlich geprägten Friedensbewegung.

Die mehr als 20 Podien und Workshops des Katholikentags plus haben dazu ermutigt, als Christ*innen angesichts von struktureller Gewalt, Militarisierung, Waffenexporten und Abschiebepolitik nicht zu schweigen. „Denn – das lehrt uns das Ereignis von 1968 – gesellschaftliche Veränderungen sind möglich und es kommt dabei auf den Kairos, den richtigen Moment an“, brachte es Nidia Arrobo Rodas, Indigenen-Aktivistin aus Ecuador, auf den Punkt. Die 1968 stattfindende Vollversammlung der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz in Medellín (Kolumbien) war der Beginn des Aufbruchs hin zu einer Kirche, die an der Seite der Unterdrückten und Armen mutig und selbstlos für Frieden und Gerechtigkeit eintritt. Weitere Konkretionen erfolgten z.B. zur Frage des Kirchenasyls und der immer noch starken Diskriminierungen von Frauen und Homosexuellen in der römisch katholischen Kirche.

Als ein Beispiel sozialer und gesellschaftlicher Veränderungspraxis berichtete Juan Grabois, Anwalt und Mitbegründer von Basisbewegungen in Argentinien, von den Welttreffen der Sozialen Bewegungen mit Papst Franziskus, die er mit initiiert hat. Bei diesen Treffen habe der Papst deutlich gemacht, dass grundlegende Veränderungen nur von unten kommen könnten – dies sei eine deutliche Botschaft an alle Christ*innen, die Initiative zu ergreifen.

Träger des Katholikentags plus in Münster waren das Institut für Theologie und Politik (ITP), die Leserinitiative Publik-Forum (LIP) sowie die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche. Zum Vorbereitungskreis des Katholikentag plus gehörten u.a. der Freckenhorster Kreis (1969 von Priestern der Diözese Münster gegründet), das Eine Welt Forum, attac Münster und Pax Christi Münster. Der dreitägige Katholikentag plus endet am Samstagabend in der Erlöserkirche mit einem Gottesdienst.

Die Kirchenvolksbewegung Wir sind Kirche war auch mit vier Veranstaltungen zu den Themen Multikonfessioneller Religionsunterricht, Welttreffen der Sozialen Bewegungen mit Papst Franziskus (in Kooperation mit ITP), Machtfaktor Geschlecht und Sexualisierte Gewalt im Programm des 101. Katholikentags vertreten. Sehr großen Zuspruch haben auch wieder die „Gespräche am Jakobsbrunnen“ von Wir sind Kirche auf der Kirchenmeile erfahren. Angesichts der überall spürenden Notsituation in den Kirchengemeinden waren die Themen Frauendiakonat, Frauenordination und Aufhebung des Pflichtzölibats in Münster so virulent wie noch nie. Die Gemeindeschließungen setzen die Existenz von Kirche vor Ort selbst im Münsterland aufs Spiel.

Quelle: KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche

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