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Potsdam Institut für Klimafolgenforschung hält künstliche Abkühlung der Erde für möglich

Freigeschaltet am 06.01.2025 um 06:30 durch Mary Smith
Potsdam Institut für Klimafolgenforschung
Potsdam Institut für Klimafolgenforschung

Foto: User:Vesta
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hält die künstliche Abkühlung der Erde in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts für möglich. "Es gibt die Chance, den Trend der Erderhitzung umzukehren, indem wir - zusätzlich zur schnellen Emissionsminderung in Richtung null - auch auf CO2-Entnahme aus der Atmosphäre setzen", sagte PIK-Direktor Ottmar Edenhofer im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Ich bin davon überzeugt, dass uns die CO2-Entnahme und Speicherung vor dem Allerschlimmsten noch bewahren kann."

Die sogenannten CO2-Staubsauger, also große Filteranlagen, seien ein Werkzeug dafür. Sie saugen Luft an, entnehmen Klimagas, das dann in die Erdkruste geleitet und dort zu Stein wird. "Es gibt auch andere Möglichkeiten, etwa den Anbau schnell wachsender Biomasse zum Verfeuern mit CO2-Abscheidung oder das Ausbringen zerkleinerter Mineralien auf Böden zur beschleunigten Verwitterung", erläuterte der Klimaforscher.

Eine reale Chance auf Bewältigung der Klimakrise gebe es aber nur, wenn die Emissionen wirklich auf nahe Null gesenkt würden. "Gelingt das nicht, und schaffen wir es auch nicht, der Atmosphäre in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts gewaltige Mengen an CO2 zu entziehen, dann werden wir uns mit einer in weiten Regionen menschenfeindlichen Erde arrangieren müssen", betonte Edenhofer.

Das Tempo stimme noch lange nicht. "Das 1,5-Grad-Ziel ist auf dem direkten Wege unerreichbar geworden, es geht wohl nur noch über einen "Overshoot" mit nachträglichem Zurücksteuern", sagte der PIK-Direktor. "Ohne eine ambitioniertere Klimapolitik steuert die Welt auf eine Erwärmung von rund drei Grad bis Ende des Jahrhunderts zu. Die Folgen - auch für Europa - wären einfach fatal. Daran lässt der Wissensstand keinen Zweifel mehr zu."

Edenhofer drängte die westliche Welt, eine Industrie zur CO2-Entnahme und Speicherung aufzubauen. "Dafür haben wir einen Vorschlag: Wir können den europäischen Emissionshandel durch einen Handel mit Zertifikaten für die CO2-Entnahme und -Speicherung ergänzen", sagte er. "Ich sehe die Industriestaaten hier auch in einer moralischen Pflicht. Unsere Emissionen aus der Vergangenheit haben der Welt die Klimaprobleme eingebrockt, und die Schäden sind im globalen Süden am gravierendsten", so der Wissenschaftler. "Wenn wir durch CO2-Entnahme die Temperaturen wieder senken, wäre das nur gerecht. Wir können und sollten in großem Stil eine planetare Müllabfuhr schaffen, um den Mist aus der Atmosphäre zu holen, den wir hineingekippt haben."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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