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Zahl steigt bundesweit: Mehr als 705.000 Kleine Waffenscheine in Deutschland

Archivmeldung vom 18.01.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.01.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Schreckschusspistolen Walther P99 (l.) und Röhm Mod. 3S (r.), Patronen (blau = CN, gelb = CS, rot = Pfeffer und sonstige Reizstoffe, grün = Platz) und Signalmunition
Schreckschusspistolen Walther P99 (l.) und Röhm Mod. 3S (r.), Patronen (blau = CN, gelb = CS, rot = Pfeffer und sonstige Reizstoffe, grün = Platz) und Signalmunition

Foto: Urheber
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Zahl der Menschen mit Kleinem Waffenschein ist in Deutschland auch im vergangenen Jahr weiter gestiegen - das gilt auch insgesamt für Schusswaffen. Ende Dezember 2020 waren im Nationalen Waffenregister 705.506 solcher Berechtigungen für Schreckschusswaffen vermerkt - das waren sechs Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. Das berichtet die "Neue Osnabrücker Zeitung" (NOZ) unter Berufung auf das Bundesinnenministerium.

Seit der sogenannte Kleine Waffenschein, der den Kauf und Besitz von Gas- oder Schreckschusswaffen erlaubt, 2003 eingeführt wurde, steigt jedes Jahr die Zahl der Menschen, die ihn beantragen. Von 2015 bis 2018 hatte sich die Zahl innerhalb von drei Jahren mehr als verdoppelt. Besonders deutlich war sie 2016 - vor allem nach den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht - nach oben geschnellt (plus 64 Prozent). Als weitere Gründe für die Zunahme gelten Angst vor Einbrüchen oder Überfällen, aber auch Imponiergehabe.

Wer eine Gas- oder Schreckschusswaffe bei sich tragen will, benötigt einen Kleinen Waffenschein. Beantragen kann diese Waffenerlaubnis jeder Bürger, der 18 Jahre alt und zuverlässig ist, also etwa keine Vorstrafen hat. Aber auch wer einen solchen Waffenschein hat, darf mit diesen Waffen in der Öffentlichkeit nur in Notwehr schießen.

Die Polizei warnt vor dieser Art von Selbstschutz. Unter Stress sei die Gefahr groß, nicht die erhoffte Wirkung zu erzielen oder sich selbst zu gefährden. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Jörg Radek sagte der "NOZ": "Es handelt sich nur um eine scheinbare Sicherheit. Wir halten solche sogenannten Anscheinswaffen eher für gefährlich." Die größte Gefahr dabei sei, dass Schreckschusswaffen äußerlich meist baugleich mit scharfen Schusswaffen seien, was die Arbeit der Polizei enorm erschwere. Zudem könnten auch Gas-, Schreckschuss- oder Signalwaffen schwere Verletzungen hervorrufen, wenn sie aus nächster Nähe auf einen Menschen gerichtet würden.

Auch die Zahl der Schusswaffen, die in Deutschland in privater Hand sind, hat sich im vergangenen Jahr nach Daten aus dem Waffenregister weiter erhöht. Ende August 2020 - dies ist die jüngste verfügbare Zahl des Bundesinnenministeriums - waren 5,57 Millionen Waffen beziehungsweise Waffenteile im Nationalen Waffenregister registriert - 127.534 mehr als zum Jahresende 2019. Da eine Änderung des Waffenrechts die Erfassung in der Statistik verändert, erhebt das Ministerium diese Daten seit dem vergangenen Jahr mit dem Stichtag 31. August.

Die meisten davon (3,76 Millionen) waren sogenannte Langwaffen, also etwa Jagdgewehre, Büchsen und Flinten für die Jagd. Der Rest waren Kurzwaffen, also Pistolen und Revolver, die etwa von Sportschützen genutzt werden. Amtlich vernichtet wurden zum Stichtag 31. Dezember 225.799 Waffen und Waffenteile aus privatem Besitz, die Gründe dafür wurden nicht in der Statistik erfasst.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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