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Geburten aus Künstlicher Befruchtung drastisch zurückgegangen

Archivmeldung vom 24.05.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Jedes siebte Paar in Deutschland bleibt ungewollt kinderlos. Eine Künstliche Befruchtung können sich jedoch viele Paare nicht mehr leisten. Der Grund: Seit der Gesundheitsreform trägt die Krankenkasse nur noch maximal die Hälfte der Kosten für drei Befruchtungszyklen. Die Folge: Ein Geburtenrückgang um 50 Prozent.

Seit 2004 sind die Geburten aus Künstlicher Befruchtung um die Hälfte auf jährlich etwa 10.000 zurückgegangen. Vor der Gesundheitsreform waren es noch circa 20.000 Geburten pro Jahr. Das berichtet das Verbrauchermagazin "markt XL" am kommenden Montag, 26. Mai um 20.15 Uhr im WDR Fernsehen. Das Magazin stützt sich dabei auf eine Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung aus dem Jahr 2007, wonach der Anteil Kinderloser in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Ein Grund: Die Künstliche Befruchtung ist zu teuer. Die Kasse zahlt nur noch 50 Prozent der Behandlungskosten. Und das auch nur in bestimmten Fällen. "Sie bekommen etwas erstattet, wenn sie als Paar verheiratet sind - das ist die erste wichtige Voraussetzung", sagt der Berliner Rechtsanwalt Udo von Langsdorff. Er vertritt Paare, die auf natürlichem Wege keine Kinder bekommen können und eine künstliche Befruchtung durchführen. "Als Frau müssen sie über 25 und unter 40 Jahre alt sein, als Mann dürfen sie das 50. Lebensjahr nicht überschritten haben. Dann bekommen sie die Hälfte der Kinderwunschbehandlung erstattet für drei Versuche über drei Quartale." Unverheiratete Paare müssen die Kosten komplett tragen. Aber auch Ehepaare innerhalb der Altersgrenzen müssen mit Kosten von rund 6.000 Euro rechnen, wenn sie ihren Kinderwunsch durch eine Künstliche Befruchtung erfüllen wollen. Pro Versuch kostet die Behandlung insgesamt 4000 Euro, für die Paare also 2.000 Euro Eigenbeteiligung. Weil es in der Regel aber drei Versuche braucht, bis eine Künstliche Befruchtung zum Wunschkind führt, fallen letztlich mindestens 6.000 Euro Selbstbeteiligung an. Das ist für Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen kaum zu stemmen. Nach drei gescheiterten Befruchtungsversuchen fällt auch der Zuschuss von 50 Prozent weg - die Paare bleiben dann also auf den gesamten Kosten für weitere Versuche sitzen. Viele Paare empfinden das als ungerecht und klagen gegen die gesetzlichen Regelungen. Auch Langsdorff betont deren Ungerechtigkeit: "Wenn sie ein Kinderwunschpaar sind, zum Beispiel als Mann nicht genug Spermiozyten haben, dass Sie die Frau befruchten können, dann sind Sie doch krank. Dann sagt ihnen der Gesetzgeber aber: Moment, Du bist zwar krank, wir bezahlen aber Deine Krankheit nicht, obwohl Du Teilhaber im Solidarsystem bist. Ist denn das wirklich gerecht?" Das Bundesgesundheitsministerium weist den Vorwurf zurück, wie eine Anfrage durch das WDR-Magazin "markt XL" ergab: "Eine Zuzahlung erscheint uns vertretbar", sagt Marion Caspers-Merk, Parlamentarische Staatssekretärin. Immerhin hätte es jährlich 40.000 Fälle Künstlicher Befruchtungen seit 2004 gegeben. Vor der Gesundheitsreform waren es jedoch etwa 60.000 (2002). Der saarländischen Ministerpräsident Müller hält die jetzige Regelung hingegen für falsch. Mit Hilfe einer Bundesratsinitiative will er versuchen, Paare bei der Künstlichen Befruchtung wieder finanziell zu entlasten. Gegenüber "markt XL" sagte er: "Ich halte das für ungerecht. Es ist auch ein Wertungswiderspruch festzustellen. Wenn es darum geht, Leben zu beenden - bei der Abtreibung - ist vollkommen klar, dass wir 100 Prozent der Kosten übernehmen; wenn es darum geht Leben zu ermöglichen, eine Künstliche Befruchtung herbeizuführen, dann ist es plötzlich so, dass in bestimmten Fällen überhaupt keine Leistungen bezahlt werden, ansonsten nur eingeschränkte Leistungen. Das kann nicht sein, dass der Tod uns mehr wert ist als das Leben."

Quelle: WDR


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