LG-Aktivistin kritisiert Anklage als Angriff auf Zivilgesellschaft

Die Klimaaktivistin Carla Hinrichs hat bestürzt auf die Anklage der Generalstaatsanwaltschaft München reagiert, die der ehemaligen Sprecherin und vier weiteren Aktivisten der "Letzten Generation" (LG) vorwirft, eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben.
Sie verstehe die 150 Seiten umfassende Anklage als "Angriff auf
zivilgesellschaftliches Engagement als ein Eckpfeiler der Demokratie",
sagte Hinrichs dem "Stern". Die Generalstaatsanwaltschaft verkenne, dass
die Straßenblockaden nie das primäre Ziel der Aktivisten gewesen seien.
"Wir wollten wachrütteln und die Klimakrise zurück ins öffentliche
Bewusstsein holen", sagte Hinrichs.
Die Aktivistin erklärte, sie
habe am vergangenen Wochenende von der Anklage erfahren, als sie sich
mit einem Freund, dessen Trauzeugin sie sein werde, eine
Hochzeitslocation angesehen habe. "Es war ein Schock, mir kamen die
Tränen", sagte Hinrichs. "Natürlich habe ich Angst davor, ein paar Jahre
in Haft zu landen."
Für sie persönlich sei die Anklage "ein
großer Bruch" in ihrer Biografie. "Manche meiner Freunde heiraten bald.
Sie starten in neue Kapitel in ihren Leben. Und ich bin nun einen
Schritt näher am Gefängnis", so Hinrichs. "Meine Zukunft ist plötzlich
ungewiss. Ich bin jetzt Ende 20. Manche Freundinnen bekommen gerade
Kinder. Das ist etwas, das ich mir nun gerade beim besten Willen nicht
vorstellen kann." Sie frage sich, in welche Lebensrealität ein Kind von
ihr hineingeboren würde, und was sei, wenn sie länger in Haft müsste.
Eigentlich, so Hinrichs, dürften dies keine Gedanken sein, die sich eine
Klimaaktivistin machen müsse.
Hinrichs erzählte auch von einer
Pressekonferenz, auf der "Fridays for Future"-Aktivistin Luisa Neubauer
sinngemäß gesagt haben soll, dass Hinrichs und sie ähnliche Biografien
hätten und beide das Studium vernachlässigten, um auf die Klimakrise
aufmerksam zu machen. "Der Unterschied ist: Luisa geht jetzt auf
Buchtour und ich vielleicht ins Gefängnis. Das erschreckt nicht nur
mich."
Quelle: dts Nachrichtenagentur