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Soziologe: Kirche sollte Umfrage zur Sexualmoral nicht überbewerten

Archivmeldung vom 05.02.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.02.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Doris Oppertshäuser
Der amtierende Papst Franziskus (März 2013)
Der amtierende Papst Franziskus (März 2013)

Foto: presidencia.gov.ar
Lizenz: CC-BY-SA-2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Münsteraner Soziologe Detlef Pollack, einer der führenden Experten für Fragen religiösen Lebens in modernen Gesellschaften, warnt die katholische Kirche davor, die Antworten auf einen in alle Welt versandten Fragebogen des Papstes zur Sexualmoral überzubewerten. "Wenn die Kirche sich davon abhängig macht, was Mehrheitsmeinung ist, gibt sie Theologie und Offenbarung als eigene Erkenntnisquelle preis", sagte Pollack dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Zugleich begrüßte Pollack das Bemühen, die Einstellung der Katholiken zu Ehe und Familie zu erheben. Letztlich müsse die Neuausrichtung kirchlichen Handelns aber "aus theologischen Überlegungen kommen". Die deutschen Bischöfe veröffentlichten am Montag eine Zusammenfassung aller Voten aus den 27 Bistümern sowie von 20 Institutionen und Verbänden. Zentraler Befund: Die Katholiken in Deutschland empfinden die Lehren ihrer Kirche als weltfremd und lebensfern. Mit Blick auf Homosexuelle sprechen sie von Diskriminierung. Das Kondomverbot betrachten sie gar als unmoralisch. Die Bischöfe folgern, Neuansätze in Lehre und Seelsorge seien "unabdingbar".

Ihr Papier dient zur Vorbereitung eines Bischofstreffens in Rom. Als positiv hob Soziologe Pollack den Ansatz des Papstes hervor, kirchliches Handeln auf empirische Grundlagen zu stützen. "Aber die Methode einer Umfrage unter Funktionären kann keine repräsentativen Ergebnisse liefern, zumal dann nicht, wenn sie - wie in Deutschland - stark onlinegestützt arbeitet", warnte der Forscher vom Exzellenz-Cluster "Religion und Politik" an der Uni Münster. "Der Widerspruch zwischen Lehre und Leben ist in der katholischen Kirche ja mit Händen zu greifen. Aber aus dieser Diagnose folgt keineswegs, dass die Kirche ihre Vorgaben an das Verhalten der Menschen anpassen müsste", so Pollack.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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