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Familie und Beruf: Endlich die Rushhour beenden!

Archivmeldung vom 06.10.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.10.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Titelcover Baby und Familie 10/2020.  Bild: "obs/Wort & Bild Verlag - Gesundheitsmeldungen"
Titelcover Baby und Familie 10/2020. Bild: "obs/Wort & Bild Verlag - Gesundheitsmeldungen"

Ein Zeitmodell, das weniger auf Wochenarbeitsstunden als vielmehr auf Lebensphasen Rücksicht nimmt, könnte Eltern deutlich entlasten. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf setzte Eltern schon vor der Corona-Pandemie unter Druck. Dabei gibt es Ideen, wie sich Job und Familienleben ganz neu organisieren ließen.

Im Gespräch mit dem Apothekenmagazin "Baby und Familie" plädiert Dr. Karin Jurczyk, Soziologin und bis 2019 Familienforscherin am Deutschen Jugendinstitut in München, für ein festes Zeitbudget, über das jeder und jede frei verfügen kann - etwa für Kinderbetreuung.

Weg vom Arbeitsmodell der 1950er-Jahre

Auch wenn viel von Gleichberechtigung und Arbeitsteilung in Familien die Rede ist: Die Realität sieht nach wie vor anders aus. Unter Müttern mit ein- bis dreijährigen Kindern gehen laut Mikrozensus gut 30 Prozent keiner Erwerbstätigkeit nach. Von denen, die es tun, arbeiten drei Viertel in oft niedriger Teilzeit. Die Erwerbsquote von Vätern hingegen liegt fast bei 100 Prozent und liegt sogar über der von kinderlosen Männern. "Im Grunde leben wir heute noch das 50er-, 60er-Jahre-Arbeitsmodell - mit dem Unterschied, dass es nicht mehr nur für den Mann, sondern auch für die Frau gilt - und allen damit verbundenen Problemen", sagt Soziologin Jurczyk.

Jurczyks "Optionszeitenmodell" sieht vor, Arbeitszeit anders zu verteilen und von starren Lebensläufen wegzukommen. Das bedeutet: weniger in Wochen- oder Monatsarbeitsstunden rechnen, mehr in entzerrten, "atmenden" Lebensphasen denken. Das würde nicht nur Strukturen verändern, sondern auch unsere (Arbeits)kultur, so die Soziologin. "Unser Modell geht von einem Zeitbudget von neun Jahren aus, die jeder Mann und jede Frau frei und flexibel nehmen und - etwa durch Teilzeit - auch strecken kann", verdeutlicht Karin Jurczyk. "Ungefähr sechs Jahre entfallen auf Care-Arbeit, also auf das Kümmern um Kinder oder kranke Angehörige, zwei weitere auf Weiterbildung und ein Jahr auf Selbstsorge." Je nachdem, wer profitiert - die Gesellschaft, Unternehmenoder die Privatperson -, wird dies durch Steuern, Beiträge, Unternehmens- oder Privatanteile finanziert, so Jurczyk.

Eltern sollten ihre Stimme erheben

Und was können Eltern selbst tun? Sie sollten ihren Arbeitgebern selbstbewusst gegenübertreten und sich in politische Prozesse einbringen, rät die Soziologin. "Oft fehlt Eltern dafür die Zeit, ich weiß. Aber Familien sollten laut werden - gerade jetzt, in Zeiten von Corona, in denen sie schon wieder unterzugehen drohen."

Quelle: Wort & Bild Verlag - Gesundheitsmeldungen (ots)


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