45 Minuten Unterrichtszeit sind nicht genug, damit Schüler sinnvoll lernen können
Archivmeldung vom 16.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWas für viele Lehrer zur Alltagserfahrung gehört, haben jetzt auch Bildungsforscher der Universität Duisburg-Essen bei einer Videostudie im Physikunterricht von acht Gymnasien und drei Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen wissenschaftlich nachgewiesen.
"Ganz wichtig für sinnvolles Lernen sind vor allem die Reflexions- und
Verallgemeinerungsphasen am Ende einer Unterrichtsstunde, für die bei 45 Minuten
Unterrichtszeit häufig die Zeit nicht reicht", betont der Physikdidaktiker Prof.
Dr. Hans Ernst Fischer, der die DFG-Forschergruppe Naturwissenschaftlicher
Unterricht leitet. Über mehrere Monate verfolgten die Unterrichtsforscher 18
Physiklehrer und deren Schüler im Physikunterricht. Die Lernprozesse der Schüler
standen dabei im Mittelpunkt.
Nach der Lehr-Lern-Psychologie sollte
guter Unterricht in verschiedene Unterrichtsphasen aufgeteilt werden, damit
Schüler überhaupt die Möglichkeit haben, sinnvoll zu lernen. Die Theorie besagt,
dass nach einführenden Phasen zu Beginn und erarbeitenden Phasen vertiefende,
verallgemeinernde oder reflektierende Phasen am Ende einer Unterrichtsstunde
folgen müssen. Erst damit erhalten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit,
neues Wissen erfassen, einordnen, anwenden und behalten zu können.
Die
Forscher haben 80 Unterrichtsstunden von 18 Physikklassen aus Essen, Oberhausen,
Bocholt, Dortmund, Arnsberg und Wuppertal auf Video aufgezeichnet. Diese wurden
u.a. darauf untersucht, ob alle Unterrichtsabschnitte vorkommen. Es zeigte sich,
dass selbst bei erfahrenen Physiklehrerinnen und -lehrern die Zeit von 45
Minuten nicht ausreicht, um alle für das Lernen der Schüler notwendigen
Unterrichtsphasen zu durchlaufen.
Insbesondere die Reflexions- und
Verallgemeinerungsphasen am Ende einer Unterrichtsstunde fallen häufig dem
Zeitmangel zum Opfer. Die Forscher empfehlen deshalb, die traditionelle
Unterrichtsdauer von 45 Minuten zu verlängern und dafür entsprechend weniger
Unterrichtsstunden in den Schulalltag zu legen.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.