GEW will geringere Arbeitsbelastung von Lehrern
Archivmeldung vom 09.11.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.11.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) will eine geringere Arbeitsbelastung von Lehrern. In einem 15-Punkte-Plan gegen den Lehrkräftemangel, über den "Business Insider" berichtet, fordert die GEW mehr Entlastungen, um mehr Lehrer zu motivieren, Voll- statt Teilzeit zu arbeiten.
Außerdem verlangt sie, den Numerus Clausus für das Lehramtsstudium abzuschaffen, die Bezahlung von Referendaren über den Mindestlohn zu heben und einen Kurswechsel der Länder bei der Einstellungspolitik von Lehrkräften. "Der Fachkräftemangel macht sich in an vielen Schulen bereits dramatisch bemerkbar", sagte GEW-Chefin Maike Finnern "Business Insider".
Bundesweit gäbe es inzwischen Schulen, die ihre Kinder aufgrund des hohen Krankheitsstands und der schlechten Besetzung in den Distanzunterricht schicken oder Unterricht kürzen müssten. Wird nichts gegen den Lehrerkräftemangel unternommen, fürchtet die GEW-Chefin, dass "der Unterrichtsausfall noch weiter zunehmen könnte und die Kollegen, die noch arbeiten, ausbrennen", sagte sie.
Immerhin hätten sie bereits eineinhalb Jahre Pandemie hinter sich und viele Stellen hätten nicht nachbesetzt werden können. Bis zum Jahr 2035 dürften in Deutschland bis zu 23.800 Lehrkräfte fehlen, geht aus den aktuellsten Zahlen der Kultusministerkonferenz vom 14. März hervor. Der Verband Bildung und Erziehung (VEB) kommt nach eigenen Berechnungen jedoch noch auf einen deutlich höheren Bedarf: Seinen Berechnungen zufolge könnten bis 2035 sogar 158.700 Lehrkräfte bundesweit fehlen.
Das sind so viele Menschen, wie derzeit in einer Stadt wie Heidelberg wohnen.
Die GEW fordert in ihrem Papier deshalb attraktivere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte wie kleinere Klassen, mehr Ausgleichsstunden, einen besseren Gesundheitsschutz und mehr Unterstützung beispielsweise durch Team-Coaching, aber auch eine bessere Bezahlung nach den Entgeltstufen im öffentlichen Dienst (E13/A13) für voll ausgebildete Lehrkräfte. Anderenfalls wären die Folgen aus Sicht der Gewerkschaft: "Überdurchschnittlich hohe Teilzeitquoten, auch um Familie und Beruf miteinander vereinbaren zu können, Langzeiterkrankungen, Frühpensionierungen - und eine abschreckende Wirkung auf junge Menschen, die vor der Entscheidung für einen Beruf stehen", heißt es in dem 15-Punkte-Plan der Gewerkschaft.
Aktuell liegt die Teilzeitquote bei Lehrer bei fast 40 Prozent. Finnern befürchtet außerdem, dass sich viele Lehrkräfte andere Berufe suchen würden. "Schulen konkurrieren auf dem freien Markt dann mit Unternehmen, die 4-Tage-Wochen bei vollem Gehalt anbieten können", sagte sie. Da könne man nicht mithalten. Zur Unterstützung der Lehrkräfte fordert die GEW deshalb zusätzlich mehr Personal, welches Lehrkräften auch Arbeit abnehmen kann. Darunter fallen mehr Verwaltungskräfte, Assistenzen und IT-Fachleute, multiprofessionelle Teams mit Schulpsychologen und mehr Mentoren-Lehrkräfte, die Nachwuchslehrer und Seiteneinsteiger betreuen würden, beispielsweise Rentner.
Quelle: dts Nachrichtenagentur