Kardinal Walter Kasper: Franziskus vertritt radikale Position
Archivmeldung vom 18.02.2015
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtPapst Franziskus vertritt nach Ansicht des Kardinals Walter Kasper eine radikale Position. "Franziskus hat den Herzschlag der gegenwärtigen Kirche verstanden. Er vertritt keine liberale, sondern eine im ursprünglichen Wortsinn radikale, auf die Wurzel zurückgehende Position", schreibt der Kardinal in der "Zeit".
Maßgebend sei für den Kirchenerneuerer Franziskus, wie einst für Martin Luther, das Evangelium: "Mit seinem evangelischen Programm greift er die ursprüngliche Botschaft der Kirche ebenso wie das Bedürfnis der Gegenwart auf und setzt zur Erneuerung an. Damit passt er weder in ein traditionalistisches noch in ein progressives Schema."
Kasper, emeritierter Kurienkardinal in Rom, bezeichnet das Programm des Papstes als "Ruf zu Umkehr und Neuorientierung". Damit wecke er Widerstände: "So hat die Rede des Papstes vom Evangelium viele unruhig gemacht. Denn er spricht viel vom Evangelium, aber auffallend wenig von der Lehre der Kirche."
Auf die Fragen der Papstkritiker, ob der Papst die Lehre der Kirche preisgeben wolle, antwortet Kasper: "Im Gegenteil." Franziskus packe "das Problem der Kirche und der gegenwärtigen Welt an der Wurzel." Er antworte "auf die Not der Zeit und auf die Krise in der Kirche". Er wende sich gegen "die Freud- und Schwunglosigkeit, die innere Leere und die Vereinsamung des in sich verschlossenen Menschen".
Weiter heißt es über den Papst: "Er ist überzeugt, dass wir die nach unten ziehende Schwerkraft und die lähmende geistliche Schwerfälligkeit nur durch den Schwung des Evangeliums überwinden." Kasper ist seit der Wahl von Franziskus einer seiner wichtigsten theologischen Ratgeber in Rom. Sein Buch über den Papst, das diese Woche erscheint, übt massive Kritik am Zustand der katholischen Kirche.
Quelle: dts Nachrichtenagentur