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Verbände streiten über pandemiebedingte Schuljahr-Wiederholung

Archivmeldung vom 26.02.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.02.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Streit, Diskussion (Symbolbild)
Streit, Diskussion (Symbolbild)

Bild: Helmut J. Salzer / pixelio.de

Die Entscheidung vieler Bundesländer, im Corona-Jahr die freiwillige Wiederholung eines Schuljahres auf Wunsch der Eltern zu erleichtern, stößt bei Gewerkschaften und Lehrerverbänden auf ein geteiltes Echo.

Bei der Lehrergewerkschaft GEW lösen entsprechende Regelungen etwa in Baden-Württemberg und Berlin Sorge aus: "Die Befürchtung besteht, dass das freiwillige Wiederholen auf Wunsch der Eltern auch in anderen Bundesländern kommt. Wir sehen das sehr kritisch", sagte Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann der "Welt".

Schon jetzt gebe es einen akuten Lehrkräftemangel. "Wer jetzt im großen Stil Wiederholungsmöglichkeiten anbietet, handelt verantwortungslos. Wer so etwas verspricht, hätte in der Vergangenheit auch für genügend Lehrkräfte sorgen und auch mal über den Durst einstellen müssen, um einen Puffer zu haben." Freiwilliges Wiederholen könne nur aufgrund einer gemeinsamen Entscheidung von Schulleitung und Eltern vor dem Hintergrund der personellen und räumlichen Situation in der Schule erfolgen, sagte Hoffmann. Das bedeute, dass man Prioritäten setzen müsse, welchen Kindern man ein Wiederholungsjahr anbieten kann. "Vorrang müssen die Schüler haben, die in der Corona-Zeit wirklich abgehängt wurden. Es kann kein Luxusangebot für diejenigen sein, die einfach nur ihren Notenschnitt verbessern wollen."

Udo Beckmann, Chef des Verbandes Bildung und Erziehung, zeigte sich gelassener: "Bei dem Angebot des freiwilligen Wiederholens muss nicht von vorneherein damit gerechnet werden, dass es mehrheitlich angenommen wird." Eltern und Schüler sollten auf die Beratung der Lehrkräfte vertrauen und sich gemeinsam die individuelle Situation ansehen. "Nicht jeder Lernstoff wurde vermittelt, aber das kompetenzorientierte Lernen ermöglicht es, Lernrückstände flexibel aufzuholen." Sollten alle Beteiligten nach Beratung durch die Lehrkräfte zu große Defizite bei einem Schüler ausmachen, müsse ein freiwilliges Wiederholen ermöglicht werden, das nicht als Wiederholungsjahr gewertet wird, so Beckmann. Dabei gehe es vor allem darum, denjenigen eine Chance zu geben, die "wegen der Corona-bedingten Umstände, zum Beispiel aufgrund fehlender Förderungsmöglichkeiten im Elternhaus oder der mangelnden digitalen Ausstattung für das Homelearning, nicht ausreichend unterstützt werden und deshalb keine ausreichenden Leistungen erbringen konnten".

Auch der Deutsche Lehrerverband begrüßt die Möglichkeit eines Wiederholungsjahres: Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger schätzt, dass etwa zehn bis 20 Prozent der Schüler den Anschluss in den Kernfächern im nächsten Schuljahr nicht schaffen. "Denen muss man mehr Zeit einräumen, auch um Druck rauszunehmen", sagte Meidinger. Ansonsten drohe eine dauerhafte Absenkung der Leistungsstandards und des Niveaus der Abschlussprüfungen, um diesen Jugendlichen doch noch zu einem Abschluss zu verhelfen. Alternativ zum Wiederholen eines Schuljahres werden im Lehrerverband auch Modelle diskutiert, wonach Schüler im Klassenverband bleiben, aber einen verstärkten Stundenplan in den Lückenfächern bekommen. Zudem könne man Wiederholungsklassen bilden, in denen der Stoff aus beiden Corona-Schuljahren systematisch aufgearbeitet wird. Das Beschwören eines Organisationschaos durch einige Schulleitungsvereinigungen hält Meidinger für "absolut übertrieben und auch in der Sache falsch". Signifikant steigen werde die Schülerzahl nur, wenn sich viele Jugendliche aus Abschlussjahrgängen für ein Wiederholungsjahr entscheiden.

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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