Wettbewerb für Einheitsdenkmal gescheitert: Jury lehnt alle 525 Vorschläge ab
Archivmeldung vom 28.04.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Wettbewerb für das Berliner Einheitsdenkmal ist gescheitert. Unter den 525 Einreichungen fand die 19- köpfige Jury aus Politikern, Historikern, Architekten und Künstlern keinen einzigen Entwurf, den sie für würdig hielt, umgesetzt zu werden.
Das bestätigte Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz, einer der Juroren, dem in Berlin erscheinenden Tagesspiegel (Mittwochausgabe). Die Entscheidung fällte das Preisgericht am Dienstag einvernehmlich. Die Terminplanung für das Denkmal ist damit Makulatur: Eigentlich sollten in diesen Tagen die 20 Kandidaten für die Endrunde gekürt sein. Am 9. November wollte man den Wettbewerbssieger bekanntgeben, pünktlich zum 20. Jahrestag des Mauerfalls und der friedlichen Revolution. Noch in diesem Jahr sollte nach mehr als zehn Jahren Diskussion und die Planung mit dem Bau begonnen werden. Nun ist wieder der Bund am Zug. Im November 2007 hatte das Parlament die Errichtung eines Einheitsdenkmals auf dem Sockel des 1950 geschleiften Kaiser-Wilhelm-Denkmals am Kupfergraben gegenüber dem künftigen Stadtschloss beschlossen - und damit die Initiative des Vereins Deutsche Gesellschaft adoptiert. Anfang Dezember 2008 genehmigte der Bundestag 15 Millionen Euro: für das Denkmal im Zentrum Berlins, inklusive der vier Millionen teuren Sockelrenovierung und eines Informationszentrums, und für ein zweites Denkmal in Leipzig, der Stadt der Montagsdemonstrationen vom Herbst 1989. Berlins Kulturstaatssekretär Schmitz, neben Kulturstaatsminister Bernd Neumann und Wolfgang Thierse, einer der neun Sachpreisjuroren, ist froh über den Schritt. "Guten Gewissens", sagte er, "hätten wir keinen Sieger empfehlen können. Zeitgenössische Denkmäler zu realisieren, ist generell eine schwere Aufgabe. Noch schwieriger ist es, der deutschen Einheit ein Denkmal zu setzen, noch dazu unter Bezugnahme auf die Märzrevolution 1848 und mit Blick auf Leipzig." Hinzu komme der problematische Standort gegenüber dem künftigen Schloss und der geplanten Bauakademie im Hintergrund. "Das war offenbar eine Aufgabe, die fast alle überfordert hat." Die Jury forderte den Bund auf, ein neues Verfahren zu eröffnen. Als Vertreter des Landes macht Schmitz konkrete Vorschläge: Wegen der Schwierigkeit der Aufgabenstellung solle man einen begrenzten Wettbewerb austragen und gezielt denkmals-erfahrene Künstler einladen. Zweitens sollte der Standort überdacht werden. "Das Terrain auf der Schlossfreiheit", sagte Schmitz, "ist historisch und politisch sehr aufgeladen. Man sollte überlegen, ob der Alexanderplatz als einer der Schauplätze der friedlichen Revolution oder das Areal zwischen Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus als Standorte nicht geeigneter wären."
Quelle: Der Tagesspiegel