Bundeskriminalamt schreibt V-Mann zentrale Rolle bei Anschlagsplanung der "Sauerland Gruppe" zu
Archivmeldung vom 05.08.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Bundeskriminalamt (BKA) schreibt einem V-Mann des türkischen Geheimdienstes MIT eine entscheidende Rolle bei der Planung eines der größten Terroranschläge in Deutschland zu.
Wie das Hamburger Magazin stern in seiner neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, belasten nicht nur die Angeklagten der so genannten Sauerland Gruppe in ihren Geständnissen Mevlüt K. schwer. Auch das BKA kommt unabhängig davon zu dem Schluss, der V-Mann habe innerhalb der Terrorzelle als "zentraler Ansprechpartner" für die Beschaffung von 26 Sprengzündern gedient. Ohne ihn wäre es den anderen Terrorverdächtigen nicht möglich gewesen, "an die Sprengzünder heranzukommen und den Transport nach Deutschland zu organisieren", heißt es in einem BKA-Bericht vom Mai 2009.
Wie der stern weiter berichtet, wusste der Bundesnachrichtendienst (BND) frühzeitig über die Geheimdiensttätigkeit von Mevlüt K. Bescheid. Vermutlich im Jahr 2004 bot der MIT dem BND eine gemeinsame Operation an. Mevlüt K., der lange in Ludwigshafen lebte und Kontakte zu hochrangigen al-Qaida-Kadern hatte, sollte in die deutsche Islamistenszene als gemeinsamer V-Mann eingeschleust werden. Als nun Mevlüt K. mit der "Sauerland Gruppe" in Verbindung gebracht wurde, teilte allerdings der BND wie auch andere Sicherheitsbehörden der Bundesanwaltschaft mit, es lägen "keine Hinweise" vor, wonach bei der Beschaffung der Zünder ein Geheimdienst involviert gewesen sei.
Laut dem Hamburger Magazin haben die Ermittler des BKA die Bedeutung des V-Mannes offenbar über viele Monate verkannt, weshalb er im August 2008 nicht mit angeklagt wurde. Die Bundesanwälte würden in den kommendenTagen Haftbefehl gegen Mevlüt K. beantragen.
Vier Mitglieder der "Sauerland Gruppe" waren im Herbst 2007 festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, Bombenanschläge auf amerikanische Einrichtungen in Deutschland geplant zu haben. Der Prozess gegen sie läuft seit 22. April vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf. Nach einer längeren Pause, in der die Angeklagten ihre Geständnisse ablegt haben, wird er am kommenden Montag fortgesetzt.
Quelle: stern