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Offener Brief von Ayatollah S.A. Hosseini Ghaemmaghami an die Frankfurter Amtsrichterin Christa D.

Archivmeldung vom 10.04.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.04.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Offener Brief von Ayatollah S.A. Hosseini Ghaemmaghami, dem Leiter und Imam des Islamischen Zentrums Hamburg und Vorsitzenden der Islamisch-Europäischen Union der Schia-Gelehrten, an die Frankfurter Amtsrichterin Christa D.

Als Reaktion auf das so genannte "Koran-Urteil" der Frankfurter Amtsrichterin Christa D., hat Ayatollah S. A. Ghaemmaghami in einem offenen Brief auf die verbreiteten Fehlübersetzungen und -interpretationen der qur'anischen Verse verwiesen und u. a. festgestellt:

"Wird die Interpretierbarkeit der heiligen Quellen außer Acht gelassen, kann das Äußerliche aller verschiedenen Quellen der Religionen zweifellos zum Mittel von Gewalt und Verbrechen werden."

Im Hinblick auf den häufig zitierten Qur'anvers (4:34), in den von Nichtfachleuten gemeinhin die Erlaubnis zum Schlagen von Frauen hineininterpretiert wird, führte Ayatollah Ghaemmaghami weiter aus:

"Wenn man sich die Bedeutung dieses Verses mit Aufmerksamkeit erschließt, besteht kein Zweifel daran, dass der Begriff "darb" in diesem Vers nicht als "schlagen" verstanden werden kann und darf, sondern dass "abwenden" die passende Bedeutung ist."

"Aus qur'anischer Sicht sind Wesen und Substanz von Mann und Frau eins, beide sind Menschen, und es gibt im Wesen und der Substanz des Menschen keinen Unterschied zwischen Mann und Frau."

"Es ist eine Realität, dass im Laufe der Geschichte manche Sitten und Werte der muslimischen Gesellschaften mit islamischen Interpretationen vermischt wurden. Wiederholt habe ich auf die notwendige Differenzierung und Reinigung der Qur'anverse von einigen dieser negativen und falschen kulturellen Besonderheiten der ursprünglichen Gesellschaften (d. h. der ersten Gesellschaften, die Muslime wurden) hingewiesen. Die in der Epoche der Offenbarung des Qur'an und der Erscheinung des Islam dominierende Kultur wurde dem islamischen Verständnis aufgezwungen, und das ist die Kultur der Männer. Die Kultur der Männer ist sogar noch viel schlimmer als die Kultur des Patriarchalismus, und in dieser Kultur steht die Frau unter der Herrschaft des Mannes. Grundsätzlich besteht eine der wichtigsten und wesentlichsten Pflichten des Islam und des Qur`an in der Bekämpfung dieser Kultur, und der Qur'an bezeichnet diese Kultur als Kultur der Torheit, d. h. als die Kultur, die die Rationalität bekämpft.

Quelle: Pressemitteilung Islamisches Zentrum Hamburg

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