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WDR deckt auf: Sicherheitslücke in Frachtkette am Düsseldorfer Flughafen

Archivmeldung vom 29.06.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.06.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Flughafen Düsseldorf: Blick vom DFS-Kontrollturm auf das Flughafengebäude
Flughafen Düsseldorf: Blick vom DFS-Kontrollturm auf das Flughafengebäude

Lizenz: Attribution
Die Originaldatei ist hier zu finden.

WDR-Reporter des investigativen Formats "Aufgedeckt" sind am Düsseldorfer Flughafen auf eine gravierende Sicherheitslücke gestoßen. So ist es möglich, über den Personaleingang unkontrolliert Gegenstände wie etwa Pakete jedweden Inhalts in die Frachthalle einzubringen. Anschließend können diese, so die Recherchen, unbemerkt zur offiziellen Fracht für die Passagiermaschinen gestellt werden, ohne dass eine weitere Sicherheitskontrolle stattfindet. Der Personaleingang wird nicht von Sicherheitskräften bewacht; der Zugang erfolgt durch ein Drehkreuz unter Verwendung einer Chipkarte, die beispielsweise infolge von Verlust oder Diebstahl auch in die Hände Dritter gelangen kann. Das WDR Fernsehen berichtet darüber heute Abend ab 20.15 Uhr in seiner Dokumentation "Aufgedeckt - Sicherheitsrisiko Flughafen Düsseldorf".

Der Film zeigt unter anderem Aufnahmen von mehreren Versuchen, in denen es gelang, über den Mitarbeiterparkplatz Gegenstände wie Pakete und Kartons ohne jedwede Kontrolle in die Frachthalle zu bringen. Die Herkunft der Aufnahmen behandelt die Redaktion aus Gründen des Quellenschutzes vertraulich. Auch in der Frachthalle erfolgte keine Sicherheitsprüfung der Gegenstände. In einem Fall zeigen die Aufnahmen, wie der Karton in einen Container zu der normalen, bereits geprüften Fracht gestellt und anschließend in ein Passagierflugzeug verbracht wird. Um den Flugverkehr nicht zu gefährden, war der Inhalt des Kartons unbedenklich. Die Filmaufnahmen, die den Weg des Containers aus der Frachthalle bis ins Flugzeug hinein dokumentieren, zeigen jedoch keine Kontrolle, bei der ein illegal eingebrachtes Frachtstück mit beispielsweise explosivem Inhalt noch hätte auffallen können.

Aus Sicht von Rolf Tophoven, Direktor des Instituts für Krisenprävention in Essen, sind gerade internationale Flughäfen derzeit im Visier von Terroristen. "Man gewinnt eine riesige mediale Aufmerksamkeit, wenn man im Passagier- oder auch im Frachtbereich eines Flugzeugs eine Bombe zündet", so der Terrorismusexperte gegenüber dem Westdeutschen Rundfunk.

Bereits vor einer Woche hatte der WDR den Flughafenbetreiber auf die Schwachstelle in der Frachthalle aufmerksam gemacht. In seiner Stellungnahme erklärte jener jedoch, der Zugangsbereich zur Frachthalle sei nicht sicherheitssensibel. Daher würden auch mitgeführte Gegenstände nicht kontrolliert. Diese Sichtweise teilt offenbar auch das Luftfahrtbundesamt. Die Aufsichtsbehörde sieht in dem nicht durch Sicherheitskräfte geschützten Zugang zur Cargohalle kein Problem. In einer Stellungnahme gegenüber dem WDR ist von einem "gewöhnlichen Betriebsgelände" die Rede. Weiter heißt es: "Es handelt sich nicht um einen Sicherheitsbereich eines Flughafens." Der WDR hat in der vergangenen Woche mehrfach den Flughafenbetreiber darauf hingewiesen, dass das Sicherheitskonzept offenbar nicht vorsieht, dass auch hochgefährliche Gegenstände über den Personaleingang in die Frachthalle eingeschleust und dort weiter über die normale Frachtkette in den offiziellen Sicherheitsbereich gelangen können. Auf entsprechende Fragen und Hinweise antwortete die Pressestelle des Düsseldorfer Flughafens ausweichend oder gar nicht.

Im Zuge ihrer Recherchen stießen die WDR-Reporter außerdem auf ein nicht eingezäuntes Gelände der Firma "LSG Sky Chefs", die die Bordverpflegung für Teile der Flüge ab Düsseldorf übernimmt. Die Lastwagen parkten mit geöffneter Ladefläche an einer frei zugänglichen Laderampe. Das Unternehmen ist verpflichtet, eigene Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, da der Laderaum der Lastwagen an der Zufahrt zum Flughafen-Vorfeld nicht mehr kontrolliert wird.

Gegenüber dem WDR erklärte "LSG Sky Chefs", man halte sich an die Vorschriften. Für die Überprüfung dieser Sicherheitsmaßnahmen ist ebenfalls das Luftfahrtbundesamt zuständig. Die Behörde erklärte auf Anfrage, eine Umzäunung des Betriebsgeländes sei nicht zwingend notwendig, wenn das Catering-Unternehmen andere Sicherungsmaßnahmen ergreife wie etwa Videoüberwachung, Bewachung oder Absuchen der Ladefläche.

Tatsächlich hatten sich die WDR-Reporter rund fünf Minuten an den Lastwagen an der Lieferrampe des Gebäudes frei bewegen können, ohne aufzufallen. Erst danach wurden sie von einem Mitarbeiter aus dem Catering angesprochen. Der unabhängige Luftsicherheitsexperte Christian Buchenthal, der weltweit Großunternehmen aus der Logistikbranche berät, erklärte gegenüber dem WDR, diese Praxis müsse sofort gestoppt werden.

Der Film steht ab 20.15 Uhr in der WDR-Mediathek zum Abruf bereit: http://www1.wdr.de/mediathek/video/.

Quelle: WDR Westdeutscher Rundfunk (ots)

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