EKD-Ratschef: Kirche muss jünger und ostdeutscher werden
Archivmeldung vom 27.10.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.10.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, will mehr junge Führungskräfte in der EKD. "Wir dürfen nicht länger über sie reden, als seien sie nicht selber Kirche", sagte er der "Zeit".
Auf die Frage, was er selbst von jungen Leuten gelernt habe, antwortete Bedford-Strohm: "Etwas riskieren, einfach ausprobieren, keine Angst haben, dass es schief geht."
In diesem Zusammenhang verteidigte der Ratsvorsitzende auch den Einsatz seiner Kirche für die Seenotrettung: "Wenn Jesus sagt, liebe deinen Nächsten wie dich selbst, dann ist das eine klare Ansage. Dann kann ich nicht sagen, Glaube ist nur Gebet und Spiritualität, sondern muss mich für die Überwindung der Not einsetzen."
Die jüngsten Mitgliederverluste der Kirche seien ein absehbarer Trend: "Menschen entscheiden heute frei und ohne Zwang, ob sie der Kirche angehören wollen. Insofern sind die heutigen Zahlen ehrlicher." Der Chef der Protestanten warnte jedoch davor, die Lage schlecht zu reden: "Wer will denn Mitglied in einer Kirche sein, die dauernd von ihrem Untergang redet?" Anfang November wählt die EKD einen neuen Ratsvorsitz. Bedford-Strohm stellt sich nicht noch einmal zur Wahl. Es sei gut, "wenn nach sieben Jahren eine neue, jüngere Person dieses Amt übernimmt". Niemand sei unersetzlich, und mit einer neuen Person seien immer Aufbrüche verbunden. Mit Blick auf leere Kirchen prophezeit Bedford-Strohm, dass man "noch viel Abschied nehmen" müsse. Und weiter: "Wir kommen jetzt in eine Phase, wo wir noch viel von Ostdeutschland lernen können." Leider fehlten an der Spitze seiner Kirche die Ostdeutschen. "Klar ist, wir haben da ein Defizit. In Führungsgremien wie dem Rat der EKD sind bislang weit überdurchschnittlich viele Westdeutsche."
Quelle: dts Nachrichtenagentur