Woelki kündigt Reformen an: "Alles auf den Prüfstand stellen"
Archivmeldung vom 02.09.2022
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki will sein Amt trotz aller Auseinandersetzungen weiterführen. "Weil ich durchsetzen will, dass sexualisierte Gewalt in der Kirche keine Chance hat", sagte er der Kölnischen Rundschau und verwies zudem auf "große Reformprojekte", die ihm wichtig seien.
Der Fall des verstorbenen Sternsinger-Präsidenten Winfried Pilz ist nach Woelkis Einschätzung auch ein Beleg für "strukturelle Defizite in unserer Verwaltung". Er selbst sei erst am 24. Juni dieses Jahres über die Vorwürfe gegen Pilz informiert worden. Dagegen hatte das Erzbistum bereits im September 2021 Pilz' früheren Dienstgeber, das Sternsinger-Missionswerk, unterrichtet, während das Bistum Dresden, wo Pilz zuletzt wohnte, erst im Juni 2022 über ein schon 2014 geführtes Verfahren informiert wurde.
Auch wegen solcher Defizite verfolge er "mit Nachdruck die Umstrukturierung des Erzbischöflichen Generalvikariats", betonte Woelki. Neben der Reform der Pfarrgemeinden und der Entwicklung der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) gehöre dies zu den wichtigen Themen, um die er sich jetzt konkret kümmern wolle. Zur Kritik, die KHKT gefährde den Bestand der Theologischen Fakultät in Bonn, meinte Woelki: "Wenn Bonn doch eine Exzellenzuniversität mit einer exzellenten Fakultät ist, dann dürfen sie doch darauf vertrauen, dass junge Menschen sich für Exzellenz entscheiden. Wo bleibt denn da das Selbstbewusstsein, wenn sie so viel Angst vor der Konkurrenz durch eine kleine Hochschule haben." Woelki warb dafür, "in junge Menschen zu investieren, in Bildung", und verwies auch auf den Bildungscampus Köln-Kalk. Auf die Frage, woher das Geld dafür bei sinkenden Einnahmen kommen sollte, meinte Woelki: "Wir werden darüber noch sprechen müssen." Man müsse "alles auf den Prüfstand stellen". Beispielsweise gebe man zur Zeit 60 Millionen Euro im Jahr für die Verwaltung von 550 kirchlichen Kitas aus. "2030 werden es 80 sein, wenn sich nichts ändert. Wo sollen die denn herkommen? Ich halte es für möglich, einen diözesanen Träger oder auch mehrere zu gründen und dadurch effizienter zu werden."
Seine Kritiker rief Woelki auf, miteinander statt übereinander zu reden. Die meisten Verfasser der jüngsten Erklärungen hätten seine Handynummer: "Sie hätten anrufen können". Mit Papst Franziskus habe er nie über eine Probezeit gesprochen, sagte Woelki. Eine solche Probezeit hatte Weihbischof Rolf Steinhäuser als Administrator ins Spiel gebracht. Anlässlich der letzten Kardinalsversammlung habe er ein kurzes, herzliches Gespräch mit dem Papst geführt. Zu seinem in Rom vorliegenden Rücktrittsgesuch habe der Papst aber nichts gesagt.
Quelle: Kölnische Rundschau (ots)