Aktionsbündnis "Atomausstieg selber machen!" wächst und wächst
Archivmeldung vom 28.10.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Initiative "Atomausstieg selber machen!" ist einen Monat nach ihrem Start das größte Anti-Atomkraft-Bündnis seit dem Supergau von Tschernobyl vor mehr als zwanzig Jahren.
Der
Zusammenschluss ruft Stromverbraucher in privaten Haushalten,
Gewerbe, öffentlichen Liegenschaften, Kirchen und Unternehmen auf,
ihre Vertragsbeziehungen zu den Atomstrom-Produzenten RWE, E.ON,
Vattenfall und EnBW und deren Tochterunternehmen zu beenden und
stattdessen zu Ökostromern zu wechseln, die ausschließlich
Elektrizität aus effizienter Erzeugung (zum Beispiel in
Kraft-Wärme-Kopplung) und Erneuerbaren Energien anbieten
(www.atomausstieg-selber-machen.de).
In den vergangenen vier Wochen sind dem Aktionsbündnis fünf
weitere Organisationen - der WWF, die GRÜNE LIGA, der Bundesverband
Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), urgewald und das Forum Umwelt
und Entwicklung - beigetreten. Das von der Deutschen Umwelthilfe e.
V. (DUH) koordinierte Bündnis aus zunächst neun Organisationen -
neben der DUH, Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND),
Naturschutzbund (NABU), Greenpeace, IPPNW, Bund der
Energieverbraucher, Deutscher Naturschutzring (DNR), ROBIN WOOD und
x-tausendmal quer - war am 28. September, zwei Tage nach dem
RWE-Antrag auf Laufzeitverlängerung für den ältesten noch in Betrieb
befindlichen deutschen Meiler Biblis A, erstmals mit seinem Aufruf
"Genug ist genug! Atomausstieg selber machen" an die Öffentlichkeit
getreten.
Seither haben zehntausende Interessierte die Homepage des
Aktionsbündnisses angeklickt, die Suchmaschine Google wies unter dem
Schlagwort "Atomausstieg selber machen" bis zu 131.000 Fundstellen
aus. Alle vier von der Initiative vorrangig empfohlenen Ökostromer -
Greenpeace energy, Elektrizitätswerke Schönau, Naturstrom und
Lichtblick - verzeichnen deutlich überdurchschnittliche Zahlen bei
den Neuverträgen und eine außergewöhnlich starke Frequentierung ihrer
Internetauftritte. Die Wechselstimmung erfasst die beteiligten
Verbände, ihre Mitglieder und Anhänger und sie beginnt, in die
Gesellschaft zu sickern. Die neuen Unterstützer-Organisationen werden
diesen Trend nach Einschätzung der Initiatoren massiv verstärken.
Der WWF versteht seinen Beitritt zur Initiative "Atomausstieg
selber machen" als wichtigen Nachweis seiner Glaubwürdigkeit. "Seit
Jahren engagiert sich der WWF für eine nachhaltige Klima- und
Energiepolitik. Dabei ist für uns klar: In einer nachhaltigen
Energieversorgung hat Atomkraft keinen Platz - diese bleibt eine
Hochrisikotechnologie", erklärt der neue WWF-Geschäftsführer
Eberhard Brandes.
Auch der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)
begrüßt das Stromwechsel-Bündnis und unterstützt die Initiative ab
sofort. Udo Buchholz, Mitglied des Geschäftsführenden BBU-Vorstands:
"Seit den 70er Jahren haben sich unterschiedliche Protestformen gegen
die Nutzung der Atomkraft entwickelt: Demonstrationen, Blockaden,
Unterschriftensammlungen. Der Wechsel zu einem Ökostromanbieter ist
eine neue und kreative Widerstandsmöglichkeit!"
Deshalb hat sich auch die GRÜNE LIGA dem Aktionsbündnis
angeschlossen. "Wir - die Verbraucherinnen und Verbraucher - haben
Verträge mit den Stromproduzenten, nicht die Politik. Es ist wichtig
und vernünftig, selbst zu handeln und nicht auf die Vernunft der
Politik zu warten", sagt Tilo Wille, der energiepolitische Sprecher
der GRÜNEN LIGA. Die Organisation ruft ihre Mitglieder und alle
verantwortlichen Menschen auf, jetzt aus der Risikotechnologie
Atomkraft auszusteigen und zu Ökostromanbietern zu wechseln.
Ähnlich begründet auch Heffa Schücking, Geschäftsführerin der
Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald, den Beitritt zum
Aktionsbündnis: "Es gibt viele Gründe für den Wechsel. Einer davon
ist, dass RWE und E.ON mit ihren Milliardengewinnen den Bau neuer
Atomkraftwerke in Osteuropa vorantreiben wollen. Wer jetzt wechselt,
tut nicht nur etwas für unsere Sicherheit, sondern auch für die
unserer Nachbarn".
Jürgen Maier, Geschäftsführer des Das Forum Umwelt und
Entwicklung, begründete das Engagement des Zusammenschlusses umwelt-
und entwicklungspolitischer Organisationen mit einer historischen
Erfahrung: "Wirtschaftssanktionen haben das Apartheidregime in
Südafrika zu Fall gebracht. Jetzt wird es Zeit für Millionen privater
und gewerblicher Wirtschaftssanktionen gegen die Atomindustrie. Auch
sie werden wirken!"
Ziel des Aktionsbündnisses "Atomausstieg selber machen!" ist es,
Atomstrom "zu einer immer schwerer verkäuflichen Ware zu machen", bis
die dominierenden Energiekonzerne den Atomausstieg tatsächlich
vollziehen. Mit ihrer Initiative ziehen die beteiligten
Umweltverbände, Verbraucherschutzorganisationen und
Anti-Atomkraft-Initiativen auch die Konsequenz aus der politischen
Patt-Situation in Deutschland, aus der heraus die Durchsetzung eines
"unumkehrbaren Atomausstiegs" derzeit nicht möglich erscheint. Als
Alternative bleibe nur der "Atomausstieg aus der Gesellschaft
heraus", so das Aktionsbündnis.
Das Aktionsbündnis "Atomausstieg selber machen!" setzt sich mit den fünf Neumitgliedern nunmehr aus 14 Organisationen zusammen. Ende September hatten sich koordiniert von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zunächst neun Verbände zusammengeschlossen: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Bund der Energieverbraucher, der Deutsche Naturschutzring (DNR), die Deutsche Umwelthilfe (DUH), Greenpeace, der Naturschutzbund Deutschland (NABU), die Deutsche Sektion der IPPNW, ROBIN WOOD und X-tausendmal quer. Die Initiatoren empfehlen vorrangig die vier überregional tätigen Ökostrom-Unternehmen Naturstrom, Elektrizitätswerke Schönau, Greenpeace energy und Lichtblick als künftige Stromversorger.
Quelle: Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe e.V.