Erfurter Theologieprofessorin Knop: Kirchenmitgliedschaft wird zur Gewissensfrag
Archivmeldung vom 27.06.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Erfurter Theologin Julia Knop fordert nach dem "Allzeithoch" bei den Kirchenaustritten Konsequenzen der Kirchenleitung. "Bedauern, Analysieren, alles gut und schön. Aber der sichtbare Effekt der Skandale ist doch: Gläubige gehen, Bischöfe bleiben. Welche Konsequenzen ziehen die Bischöfe aus der Abstimmung mit den Füßen?", sagte Knop dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
In der Kirche zu bleiben, sei für die Gläubigen mittlerweile "eine Gewissensfrage", so Knop. Früher habe es schlicht geheißen: "Soll ich gehen oder soll ich bleiben?" Inzwischen aber fragten sich viele Katholikinnen und Katholiken: "Ist es moralisch überhaupt noch vertretbar, zu dieser Kirche zu gehören? Oder unterstütze ich damit nicht ein Unrechtssystem?"
Zwar sei das Bemühen um Reformen richtig, sagte die 45 Jahre alte Professorin für Dogmatik, die auf dem sogenannten Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland als Mitglied der Synodalversammlung an den laufenden Bemühungen beteiligt ist und wichtige Texte zu Machtkontrolle und Gewaltenteilung mitverfasst hat. "Das Problem ist aber weniger, dass dieser Aufbruch noch nicht bei den Gläubigen angekommen sei, wie Bischof Bätzing erklärt, sondern mehr, dass die Gläubigen am Willen der Kirchenleitung zum Aufbruch zweifeln, weil er sich bislang auf Absichtserklärungen beschränkt."
Die Austrittszahlen seien daher nicht nur die Reaktion auf Skandale und Missstände in der Kirche, "sondern auch das Signal, dass man den Kirchenleitungen nicht mehr den Willen und die Fähigkeit zutraut, sie zu überwinden", so Knop. "Ja, die 'Botschaft des Evangeliums hat Kraft', aber in der katholischen Kirche offensichtlich für viele keinen Ort mehr. Womöglich war es genau die Botschaft des Evangeliums, die Menschen zum Austritt motiviert hat. Sie sind gegangen, um Christ oder Christin bleiben zu können."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)