Contergan-Skandal: Grünenthal entschuldigt sich nach über 50 Jahren
Archivmeldung vom 01.09.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach über 50 Jahren hat sich der deutsche Pharmakonzern Grünenthal bei den Opfern des Contergan-Skandals entschuldigt. "Wir bitten um Entschuldigung, dass wir 50 Jahre lang nicht den Weg zu ihnen, von Mensch zu Mensch gefunden haben. Stattdessen haben wir geschwiegen", sagte Grünenthal-Geschäftsführer Harald Stock am Freitag bei der Einweihung eines Denkmals für die Contergan-Opfer.
Grünenthal hatte in der Vergangenheit mehrfach sein Bedauern über die Auswirkungen des Arzneimittels ausgedrückt, sich allerdings nie offiziell entschuldigt. Nach langen Auseinandersetzungen hatten der Konzern und der Bund im Jahr 1971 eine Stiftung eingerichtet und mit 200 Millionen Mark ausgestattet.
Bei dem Medikament Contergan handelt es sich um ein Schlafmittel, das 1957 auf den Markt gebracht wurde. Da es als sehr wirksam gegen Schwangerschaftsübelkeit galt, wurde das rezeptfreie Mittel von vielen werdenden Müttern eingenommen. Im Mutterleib kam es jedoch zu schweren Missbildungen der Kinder, vor allem an Armen und Beinen. Weltweit waren etwa 10.000 Kinder betroffen. Als 1961 der Zusammenhang zwischen der Einnahme von Contergan und den Missbildungen aufgedeckt wurde, nahm Grünenthal das Medikament vom Markt.
FDP: Entschuldigung bei Contergan-Opfern war lange überfällig
Die Entschuldigung des Pharmakonzerns Grünenthal, der sich am gestrigen Freitag nach über 50 Jahren bei den Opfern des Schlafmittels Contergan erstmals entschuldigt hatte, ist nach Ansicht von Nicole Bracht-Bendt, FDP-Sprecherin für Frauen und Senioren, lange überfällig gewesen. Ihre Partei begrüße, "dass sich der Pharmakonzern Grünenthal bei den weltweit rund 10.000 Opfern der Contergan-Katastrophe entschuldigt hat. Diese Geste war schon lange überfällig", betonte die FDP-Politikerin am Samstag in Berlin.
Grünenthal bleibe aber auch nach der Entschuldigung in der Verantwortung, "damit die betroffenen Menschen auch im Alter würdevoll leben können", so Bracht-Bendt weiter.
Quelle: dts Nachrichtenagentur