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BDK beruhigt bei Angst vor Überfällen: Entdeckungsrisiko für Gewalttäter im öffentlichen Raum gerade sehr hoch

Archivmeldung vom 09.04.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.04.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Missbrauch, Gewalt und Vergewaltigung (Symbolbild)
Missbrauch, Gewalt und Vergewaltigung (Symbolbild)

Bild: RS / pixelio.de

Die Angst vor Corona fegt die Straßen leer - was speziell für Frauen in dicht besiedelten Räumen ungewohnt ist und Gefühle von Unsicherheit auslösen kann. Aber ist die Sorge vor vermehrten Überfällen während der aktuell bestehenden Corona-Maßnahmen berechtigt?

Daniel Kretzschmar, Vorsitzender des Landesverbands Berlin beim Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK), kann "die Sorgen von Frauen verstehen, die leere Straßen nicht gewohnt sind", erwartet jedoch keine Zunahme von Gewalttaten in der Öffentlichkeit. Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Kretzschmar: "Eine objektive Zunahme von überfallartigen Sexualstraftaten im öffentlichen Raum würde ich nicht prognostizieren, auch weil durch die Ausgangsbeschränkungen die Kontrollmaßnahmen der Polizei an genau diesen Stellen stark zugenommen haben und das Entdeckungsrisiko für Gewalttäter insgesamt gerade sehr hoch ist."

"Wichtig" sei jetzt, so Kretzschmar weiter, "dass Frauen nicht ihr selbstbewusstes Auftreten verlieren". Dabei könne es helfen, sich "Handlungsstrategien für einen Ernstfall, sei er noch so unwahrscheinlich, zurechtzulegen", so der BDK-Landesvorsitzende. Dazu könne es gehören, in brenzligen Situationen frühzeitig das Handy zur Hand zu haben, Familie oder Freunde anzurufen oder 110 zu wählen. "Denkbar ist auch, sich zu nahe gelegenen Wohnhäusern zu begeben und im Zweifel einfach irgendwo zu klingeln und um Hilfe zu bitten, wenn sonst niemand in Sicht ist", rät Kretzschmar. Kretzschmar betonte im Gespräch jedoch auch: "Die allermeisten Sexualstraftaten sind aber Beziehungstaten und geschehen nicht auf der Straße oder im Park." Auf eine Zunahme dieser häuslichen Delikte habe der BDK bereits "frühzeitig hingewiesen, weil dazu Daten aus anderen Ländern vorliegen, deren Pandemiebekämpfung zu einem früheren Zeitpunkt zu Beschränkungen des Ausgangs geführt hat". Derartige Daten zur Zunahme öffentlicher Sexualdelikte seien ihm "bislang nicht bekannt geworden", so Kretzschmar.

Insgesamt hatten derartige Sexualdelikte in der Öffentlichkeit auch in der Vergangenheit einen verhältnismäßig geringen Anteil an der Zahl der Gesamtdelikte. So listet die Polizeistatistik 2019 etwa 9400 Fälle auf - bei insgesamt rund 5,4 Millionen Straftaten. Innerhalb der Sexualdelikte liegt der Anteil etwa bei 15 bis 20 Prozent. Bei den Beziehungstaten wird jedoch ein hohes Dunkelfeld vermutet, was genauere Aussagen dazu erschwert.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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