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Kardinal Lehmann enttäuscht über Reaktionen auf Papst-Schreiben zu Sexualmoral

Archivmeldung vom 07.05.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.05.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Karl Kardinal Lehmann (2014)
Karl Kardinal Lehmann (2014)

Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der scheidende Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, ist "enttäuscht und besorgt" angesichts der bisherigen Resonanz auf das Papst-Schreiben "Amoris laetitia" über Ehe, Familie und katholische Sexualmoral. "Wenn ich das öffentliche Echo schaue, stelle ich ein ganz schnelles Abflauen des Interesses fest", sagte Lehmann dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Umso mehr müssten sich jetzt die Theologen an den Universitäten und die Fachpublikationen des Textes annehmen. "Sonst bleibt er ein Schlag ins Wasser." Bislang enttäusche und besorge ihn die Zurückhaltung der Theologen. "Dass der Papst selbst behauptet, ihm gehe es mehr um die Pastoral als um Dogmatik, dispensiert die Theologie nicht vom Weiterdenken. Der Papst verlangt dies immer wieder."

In diesem Zusammenhang widersprach Lehmann dem Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, mit dessen Einschätzung, Franziskus sei Seelsorger, kein Theologe. "Diesen Gegensatz, das kann man gerade beim Papst nicht machen", so Lehmann. "Jede verantwortungsvolle Seelsorge muss theologisch legitimiert sein. Gerade die Äußerungen des Papstes fußen auf einem Fundament theologischer Prinzipien. Nur dass er damit nicht ständig hausieren geht."

Franziskus gehe mit der Berufung auf das Lehramt "behutsam, aber durchaus selbstbewusst um". Für die Zeit des Ruhestands, so Lehmann weiter, reize es ihn, die 40-jährige Debatte über die wiederverheirateten Geschiedenen aufzuarbeiten - mit all den Details, die keiner kenne und keiner kennen könne. Vieles sei damals nur mündlich erörtert worden.

"Selbst in Rom sagten mir maßgebliche Leute schon in den 1970er Jahren: `Wir wissen doch, dass sich in unserer Praxis etwas ändern muss. Und es soll doch keiner sagen, dass wir nichts ändern könnten. Wir müssen es nur wollen.`" Der Papst habe jetzt in "Amoris laetitia" eine große Aufgabe gestellt: "Seriös umsetzen!", so Lehmann.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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