Scientology ködert Schüler mit Nachhilfeunterricht
Archivmeldung vom 11.02.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSeit längerem versucht die Scientology-Organisation in Deutschland, Kinder und Jugendliche über Schüler-Nachhilfeangebote zu ködern. Einem Reporter des RTL Mittagsjournals "Punkt 12" ist es nun gelungen, sich unerkannt in eine dieser Nachhilfeschulen einzuschleusen. Dabei deckte er auf, dass die Sekte nicht davor zurückschreckt, Schülern bereits nach kürzester Zeit ein Auditing anzubieten.
Wie das RTL-Mittagsjournal "Punkt 12" in seiner Montags-Ausgabe berichtete, wurde dem als Gymnasiast getarnten Reporter bereits nach drei Nachhilfestunden das Auditing, eine Art "Psychotherapie der Scientologen" angeboten. Auch Bücher von Scientology-Gründer Hubbard wurden dem vermeintlichen Schüler verkauft.
"Lernen mit Spaß" und "Einzelunterricht" - so wird im Ruhrgebiet auf harmlosen Flyern für Schüler-Nachilfe geworben. Nichts deutet daraufhin, dass sich hinter diesem Angebot die Scientology-Sekte verbirgt. In enger Zusammenarbeit mit Sabine Riede, Leiterin der Sekten-Info Essen, wurde der RTL-Reporter auf die verdeckte Recherche vorbereitet. Dafür nahm er aus Sicherheitsgründen eine komplett gefälschte Identität an. Schon in der vierten Nachhilfestunde wird dem vermeintlichen Schüler ein Auditing angeboten. Die Sitzung wird von einem Mann durchgeführt. Ohne Pause muss der Schüler bei geschlossenen Augen immer wieder ein bestimmtes Erlebnis erzählen, wobei der Auditor immer neue Einzelheiten verlangt. Nach zwei Stunden beendet er das Auditing, ohne eine Auswertung wird der Schüler nach Hause geschickt. Auf Nachfrage von RTL verweigerte der Auditor anschließend jede Auskunft.
Der Bundesregierung lagen bislang keinerlei Erkenntnisse darüber vor, ob Nachhilfeschülern Auditing-Sitzungen angeboten werden. Das geht aus einer schriftlichen Mitteilung des Familienministeriums an RTL hervor. Auf eine weitere spätere Nachfrage sagte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen schließlich gegenüber RTL: "Man kann ja nicht grundsätzlich Nachhilfeangebote verbieten. Aber das Entscheidende ist Aufklärung, und deshalb ist es auch gut, dass sie darüber berichten."
Quelle: RTL