Kermani wehrt sich gegen Darstellung als Lügner durch hessische Staatskanzlei
Archivmeldung vom 15.05.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Kölner Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani hat sich gegen die Darstellung der hessischen Staatskanzlei verwahrt, er sei vorab über die Aberkennung des hessischen Kulturpreises informiert worden.
Die entsprechende E-Mail des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch vom Mittwoch Nachmittag sei zwar genau 20 Minuten vor einer Pressemitteilung versandt worden, habe ihn erst abends erreicht, betont Kermani im "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe). "Die Staatskanzlei hatte meine Telefonnummern, auch Handy, und hätte mich jederzeit anrufen können oder sich nachträglich schriftlich oder mündlich zumindest für diese Taktlosigkeit entschuldigen können. Statt dessen werde ich als Lügner dargestellt", so Kermani.
"Interreligiöser Dialog mit Füßen getreten" Zentralrat der Muslime zum Streit um Hessischen Kulturpreis
Der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Aiman A. Mazyek, sieht durch die Vorgänge um den Hessischen Staatspreis den interreligiösen Dialog "mit Füßen getreten". Die Reaktion der christlichen Preisträger, Kardinal Lehmann und Peter Steinacker, sei "schlicht und ergreifend unreif und kindisch", sagte Mazyek dem in Berlin erscheinenden Tagesspiegel (Samstag-Ausgabe). Beide hatten es abgelehnt, zusammen mit dem Kölner Schriftsteller Navid Kermani ausgezeichnet zu werden, weil er sich in einem Zeitungsartikel kritisch mit der christlichen Kreuzessymbolik auseinandergesetzt hatte. "Was wäre wohl, wenn ein Muslim es ablehnen würde, mit einem Kirchenvertreter zusammen aufzutreten, nur weil der den Propheten Muhammad theologisch ablehnt? Das würde keiner verstehen - zu Recht", sagte Mazyek. "Teile der Elite in unserem Land" hätten "ein obskures Verständnis von Dialog": "Man nehme zwei unterschiedliche Meinungen und sperre sie so lange in ein Gesprächsverlies ein, bis sie ermüdet und ermattet zu einer Meinung geworden sind." So funktioniere aber kein belebender, konstruktiv-kritischer Dialog.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger / Der Tagesspiegel