Zuletzt fast 200 Reichsbürger und Selbstverwalter mit Haftbefehl gesucht
Die Polizei hat bundesweit zuletzt 189 sogenannte "Reichsbürger und Selbstverwalter" mit Haftbefehlen gesucht. Das geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Gruppe im Deutschen Bundestag hervor, über die die Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" in ihren Donnerstagsausgaben berichten.
Stichtag für die Auswertung ist der 30. September, die Zahlen werden
halbjährlich zu Ende März und Ende September erhoben. Gegen die 189 als
"Reichsbürger und Selbstverwalter" eingestuften Tatverdächtigen lagen
demnach insgesamt 254 offene Haftbefehle vor.
20 dieser
Haftbefehle wurden wegen politisch motivierter Gewaltdelikte
ausgestellt, 77 wegen anderer politisch motivierter Straftaten wie
Nötigung, Urkundenfälschung, Beleidigung oder Volksverhetzung. Die
übrigen Haftbefehle sind dem Ministerium zufolge "dem Bereich der
Allgemeinkriminalität ohne politische Motivation zuzuordnen". Mehr als
20 der gesuchten mutmaßlichen Reichsbürger hielten sich nach
Einschätzung der Sicherheitsbehörden im Ausland auf.
Ein Teil der
Tatverdächtigen wird bereits seit mehreren Jahren per Haftbefehl
gesucht. 72 der 254 Ende September 2024 offenen Haftbefehle stehen seit
dem Jahr 2023 in den polizeilichen Fahndungsdatenbanken, 32 bereits seit
dem Jahr 2022, und 21 seit den Jahren 2019 bis 2021. Im Zeitraum
zwischen März und September 2024 wurden nach Ministeriumsangaben 93
Haftbefehle gegen Personen mit dem Vermerk "Reichsbürger und
Selbstverwalter" vollstreckt.
"Die Gefährlichkeit von sogenannten
Reichsbürgern sollte inzwischen niemanden mehr überraschen", sagte die
Linken-Bundestagsabgeordnete und Innenpolitikerin Martina Renner dem
RND. "Der Anteil der Gewaltkriminalität bei Personen aus diesem Spektrum
ist doppelt so hoch wie bei der Polizeilichen Kriminalstatistik
insgesamt." Der Verfolgungsdruck der Sicherheitsbehörden müsse deshalb
weiterhin hoch bleiben. "Denn trotz einer deutlichen Zahl an
Verhaftungen und Erledigungen kommen halbjährlich mehr als 100 neue
Haftbefehle gegen Reichsbürger neu hinzu", so Martina Renner. "Jegliches
Nachlassen der Behörden wäre nicht nur fahrlässig, sondern würde
vermutlich Menschenleben kosten und unsere Sicherheit gefährden",
bekräftigte die Linken-Politikerin.
Quelle: dts Nachrichtenagentur