Zeitarbeitsunternehmen stellen sich Kritik entgegen: Ein Verbot von Leiharbeit wird das Problem nicht lösen
Archivmeldung vom 02.05.2023
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Freigeschaltet durch Mary SmithZeitarbeit im medizinischen Bereich, insbesondere im Bereich Pflege, sorgt derzeit für viele Diskussionen. Dabei werden die Forderungen von Kliniken und Krankenhäusern nach einem Verbot der Leiharbeit immer lauter. Hiergegen wehren sich die Zeitarbeitsunternehmen und sagen: Wir sind Teil der Lösung, nicht des Problems.
Zeitarbeit als wichtige Teil des Gesundheitssystems
Zeitarbeit hilft bei akuten personellen Engpässen und trägt somit einen Teil dazu bei, die Gesundheitsversorgung in Deutschland sicherzustellen. Damit können kurzfristige Ausfälle, z.B. durch Krankheit oder Urlaub, kompensiert werden. So kann beispielweise ein OP-Saal, sollte ein Chirurg ausfallen, dennoch weiterbetrieben werden, indem Zeitarbeitsunternehmen innerhalb kürzester Zeit einen geeigneten Ersatzkandidaten zur benötigten Zeit an den richtigen Ort bringen.
Weiterhin trägt das flexible Modell der Zeitarbeit dazu bei, Fachkräfte im Beruf zu halten: Individuelle Arbeitsmodelle können für viele Fachkräfte ein Grund sein, im Beruf zu bleiben, beispielsweise wenn sie neben ihrer beruflichen Tätigkeit zusätzlich Angehörige pflegen oder einen Wiedereinstieg in den Job anstreben. Somit trägt Zeitarbeit nicht, wie häufig dargestellt, zum Fachkräftemangel bei, sondern arbeitet durch das Angebot alternativer Arbeitsmodelle gegen diesen an.
Anteil der Zeitarbeit nach wie vor moderat
Im Rahmen der derzeitigen Diskussion entsteht häufig der Eindruck, als wäre ein bedeutender Anteil der Pflegekräfte in Deutschland in Zeitarbeit angestellt. Die Realität ist allerdings eine andere: Gerade einmal etwa zwei Prozent aller Pflegekräfte sind als Leiharbeiter angestellt, sodass die überwiegende Mehrheit nach wie vor festangestellt in medizinischen Einrichtungen arbeitet. Die Annahme, ein Verbot der Leiharbeit würde die Probleme einer ganzen Branche lösen, ist utopisch.
Leiharbeit bleibt auch in Zukunft Nischen-Modell
Durch die aktuelle Berichterstattung entsteht der Eindruck, Leiharbeit würde im medizinischen Bereich zum Trend werden und die Festanstellung verdrängen. Dabei ist und bleibt Zeitarbeit in ihrer Grundform ein sehr spezifisches Arbeitsmodell, das für viele gar nicht geeignet ist. Zeitarbeit erfordert eine überdurchschnittlich hohe Eigenmotivation und Flexibilität, denn ZeitarbeiterInnen sind für ihren Einsatz häufig mehrere hundert Kilometer unterwegs und können teilweise wochenlang nicht im eigenen Bett schlafen. Für die meisten Festangestellten käme eine solche Art zu arbeiten gar nicht erst infrage.
Zeitarbeit darf nicht strukturersetzend werden
Nichtsdestotrotz ist wichtig zu betonen, dass Zeitarbeit nicht überhandnehmen sollte: Sie dient im medizinischen Bereich vor allem als "Feuerlöscher". Kurzfristige Engpässe sollen gefüllt und der Krankenhausbetrieb soll aufrechterhalten werden. Leiharbeiter sollen festangestellte Teams unterstützen und ihnen unter die Arme greifen. Dabei versteht es sich von selbst, dass es nicht gesund sein kann, wenn die Hälfte des Teams allein aus Leiharbeitern besteht. Zeitarbeit soll temporär unterstützen, nicht vorhandene Strukturen ersetzen.
Gemeinsam für eine bessere Gesundheitsversorgung
Insgesamt sollte es das oberste Ziel aller Akteure sein zu verhindern, dass Pflegekräfte die Branche verlassen. Dabei ist Zeitarbeit nachweislich eine geeignete Alternative, um Fachkräfte im Beruf zu halten. Die endgültige Lösung wird jedoch eine Kombination aus vielen Maßnahmen sein: die bessere Aus- und Weiterbildung, der leichtere Quereinstieg, mehr Pflegekräfte aus dem Ausland, Einsatz unterstützender, digitaler Technologien und nicht zuletzt bessere Arbeitsbedingungen. Es gibt einige Ansätze für eine Lösung - ein Verbot der Leiharbeit wird allerdings keine sein.
Quelle: doctari (ots)